Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wortz zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

 

30. Sonntag im Jahreskreis – B

1. Lesung: Jer 31,7-9
2. Lesung: Hebr 5,1-6
Evangelium: Mk 10,46b-52

Der oben angegebene Abschnitt aus dem Evangelium nach Markus, beginnt mit den Worten: „In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jéricho verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, rief er laut: ‚Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!‘ (…) Jesus fragte ihn: ‚Was willst du, dass ich dir tue?‘Der Blinde antwortete: ‚Rabbúni, ich möchte sehen können.‘ Da sagte Jesus zu ihm: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet.‘ Im gleichen Augenblick konnte er sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach.“ Im Kommentar aus dem Schott-Messbuch heißt es: „Der Blinde wusste, dass er blind war, und schrie um Hilfe. Er wurde sehend und folgte Jesus nach. Die Jünger dagegen scheinen immer noch blind zu sein. Sie ziehen zwar mit Jesus nach Jerusalem hinauf, aber sie verstehen seinen Weg nicht.“

 

Sehen, verstehen, glauben, gehen, das sind wichtige Eigenschaften im Leben der Menschen, die als Christen unterwegs sind.Die Situation des blinden Bartimäus erinnert an Frauen wie Männer, die durch die Taufe zu Jüngern Jesu geworden sind, aber ihn nicht mehr wahrnehmen. Mancherorts stehen wir blind am Wegrand und sind nicht mehr in der Lage, mit Jesus zu gehen. Wir sehen ihn nicht mehr richtig. Wir nehmen immer mehr nur die Nachrichten über Fehlverhalten von kirchlichen Würdenträgern, einzelnen Geistlichen wie auch Laien, auf. Ohne Jesus im Blick zu haben, geraten wir in einen Stillstand, der uns lähmt und auf den Rand des christlichen Weges drängt. Wir folgen Jesus nicht mehr. Ein Leben am Rande ist jedoch keine Lösung auf Dauer. Daher der Ruf des blinden Bartimäus: „Rabbúni (Meister, Lehrer), ich möchte sehen können.“

 

Wenn man nicht sehen kann, ist das Leben sehr eingeschränkt. Die Fülle der Möglichkeiten, am Zeitgeschehen mitzuwirken steigt, wenn die Sehkraft zurückgewonnen wird. So ist es im Einzelfall. Dasselbe bezieht sich auch auf eine ganze Gemeinschaft. Als Kirche Jesu Christi, als Menschen, denen Jesus entgegentritt und sie zu Nachfolge einlädt, sollten wir Sehende sein. Jesus sehen und hören, mit ihm gehen und gestalten, mit ihm gerettet sein und anderen behilflich zur Seite zu stehen, stabilisiert unser Leben, nimmt Einfluss auf denAlltag und verleiht ihm zunehmend humane Züge. Das haben wir als Christen hier und da vernachlässigt. Daher ist es wichtig, auf Jesus erneut zuzugehen und ihn um Erbarmen undHeilung unserer Blindheit zu bitten. Sein Wirken macht uns sehend und bereit, mit ihm unterwegs zu bleiben.

 

Diese Perspektive der Erneuerung in der Katholischen Kirche nimmt auch Papst Franziskus wahr. Am 7. September 2021 hat er ein Vorbereitungsdokument veröffentlicht unter dem Titel„Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Auf seine Schwerpunkte werden wir nächste Woche eingehen. Heute wäre es wichtig, sich selbst zu fragen: Will ich gegenüber Jesus, den Mitchristen wie auch allen Mitmenschen als Sehender stehen?

 

 

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