Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Wurzeln kennen und Toleranz leben“

Es ist eine der wichtigsten Veranstaltungen rund um die deutsch-tschechischen Beziehungen, Landsmannschaften und Vertriebenen: In Augsburg fand unlängst die 74. Auflage des Sudetendeutschen Tages statt. Dieses Jahr stand besonders die hohe Politik im Rampenlicht. Geehrt wurde der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker.

Ministerpräsident Markus Söder.
Foto: Sandro Halank/Wikimedia Commons.

Der Sudetendeutsche Tag ist ein zentrales Ereignis für die sudetendeutsche Volksgruppe. Dieses Jahr standen Kultur und Heimat im Fokus, verkörpert durch das Motto „Kultur und Heimat – Fundamente des Friedens“. Besonders eindrucksvoll war die gut gefüllte Schwabenhalle, in der Bayerns Ministerpräsident Markus Söder seine erste Rede als Schirmherr hielt.

Söder, der seit 20 Jahren Mitglied bei den Sudetendeutschen ist, bezeichnete die Sudetendeutschen als „echte Vorbilder für den Frieden“ und betonte ihre Bedeutung für die bayerische Politik. Er kündigte an, dass die Mundart in den Schulen wiederbelebt werden solle, einschließlich der sudetendeutschen Mundart. Söder unterstrich, wie wichtig es sei, die eigenen Wurzeln zu kennen, um Toleranz zu leben. Dabei distanzierte er sich klar von Vergleichen zwischen den Sudetendeutschen und den heutigen Flüchtlingen: „Die Sudetendeutschen sind Deutsche, sie sind Landsleute“, sagte er unter lautem Applaus.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Europäischen Karls-Preises der sudetendeutschen Landsmannschaft an Jean-Claude Juncker. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, hob in seiner Laudatio Junckers Verdienste um Europa hervor. Aufgrund gesundheitlicher Gründe konnte Juncker den Preis nicht persönlich entgegennehmen und bedankte sich per Videobotschaft.

Posselt nutzte die Gelegenheit, um sich entschieden gegen Nationalismus auszusprechen. „Der Nationalismus ist eine der größten Blödheiten der Menschheit“, sagte er und bezeichnete die Sudetendeutschen als „Fanatiker der Menschenrechte“. Er betonte, dass die europäische Einigung eine „sudetendeutsche Erfindung“ sei und rief dazu auf, zur Europawahl zu gehen, um das demokratische Europa zu stärken.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Zukunft der Vertriebenenverbände. Da die ältere Generation zunehmend schwindet, wird der Nachwuchs immer bedeutender. Peter Paul Polierer, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Jugend, wies darauf hin, dass die Sudetendeutschen der einzige Stamm Bayerns seien, der noch keinen Ministerpräsidenten gestellt habe, und schlug vor, dies in Zukunft zu ändern.

Söder unterstrich, wie wichtig es sei, die eigenen Wurzeln zu kennen, um Toleranz zu leben.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von den Original Böhmerwälder Musikanten, dazu bot die Messehalle kulinarisch böhmische Spezialitäten wie Kolatschen und Zwetschgenknödel an. Auch das Thema Ahnenforschung spielte eine Rolle, da viele Besucher ihre Familiengeschichte erforschen wollten.

Der 74. Sudetendeutsche Tag setzte ein klares Zeichen für Frieden und Versöhnung. Der tschechische Botschafter in Berlin, Thomas Kafka, bestätigte die intensiven Beziehungen zwischen Sudetendeutschen und Tschechen und betonte die Bedeutung der Freundschaft zwischen beiden Gruppen.

Łukasz Biły

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