Eine weitere Veranstaltung für junge Leute aus den Reihen der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, die zuletzt Corona zum Opfer gefallen war, konnte in diesem Jahr wieder stattfinden: Auf Einladung der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) trafen sich Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 18 Jahren vom 4. bis 6. November in Heilsberg (Lidzbark Warmiński) zu einem Volkstanzseminar.
Wenn man während der Übungszeiten der Tänzerinnen und Tänzer die Räumlichkeiten des Hotels „Górecki“, dem traditionellen Standort für das Seminar, betritt, ist die Atmosphäre, die Lebendigkeit der vielen jungen Menschen sofort zu spüren. Das war vor der Coronapause so und hat sich auch bei der aktuellen Veranstaltung nicht geändert. Dabei wirft Corona noch immer seinen Schatten auf die Aktivitäten der deutschen Minderheit und verursacht eine gewisse Bedachtsamkeit bei der Teilnahme an den Angeboten. Diese Unsicherheit sei im Vorfeld des Volkstanzseminars deutlich zu spüren gewesen, so Damian Wierzchowski, der Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen im Verbindungsbüro in Allenstein (Olsztyn) und Organisator der Veranstaltung: „Die Anmeldungen gingen zuerst ein wenig schleppend ein. Doch insgesamt stehen wir mit 43 Tänzerinnen und Tänzern ganz gut da.“
Zögern, Schwung und Spaß
Wie seit Jahren bei dem von der Landsmannschaft auch finanzierten Wochenende üblich, mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt werden. Das tat dem Zusammenhalt unter den jungen Leuten aber keinen Abbruch. Die Integration am ersten Abend und das Aufwärmen zum Tanz zu bekannten rhythmischen Liedern erledigten die Trainerinnen Danuta Niewęgłowska und Dorota Cieklińska quasi in einem Aufwasch, bevor sie die Gruppen aufteilten.
Der gemeinsame Versuch, sich als Mehr-Personen-Raupe mit durch Bändern verbundenen Beinen so schnell wie möglich vorwärtszubewegen, endete nicht selten in einem Gewirr von Füßen – und viel Gelächter. „Dabei geht es darum, miteinander zu kooperieren, sich aufeinander einzustellen – und natürlich Spaß zu haben“, so Dorota Cieklińska über diese Übung, die bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von jung bis alt sehr gut ankam.
Integration und Zusammenarbeit
Die Arbeit mit den jungen Menschen sei ein wenig von der Coronazeit erschwert worden, so Danuta Niewęgłowska, die die Anfängergruppe übernommen hatte: „Die Kinder saßen viel zu Hause, hatten sehr viel weniger Bewegung als davor, es fehlt also ein wenig Ausdauer.“ Aber mit den ersten Schritten und integrativen Tänzen, die sie angeboten hat, kamen die Kinder im Grundschulalter wieder in Schwung.
Auch bei den Fortgeschrittenen, die im Alter deutlich gemischter waren, ließen sich ein paar Defizite feststellen – wenn auch andere. „Es mangelt bei den bereits gelernten Schritten durch fehlendes Training an der Perfektion. Und die Zusammenarbeit, die beim Volkstanz notwendig ist, hat gelitten“, beobachtet Dorota Cieklińska vor allem bei den Mitgliedern ihrer Tanzgruppe „Saga“ von der deutschen Minderheit in Bartenstein (Bartoszyce).
„Zusammenarbeit ist wichtig, über das Tanzen hinaus, denn auch im Alltag leben wir nicht einzeln, sondern in der Gruppe. Das Training trägt also noch weitere Früchte“, erklärt Dorota Cieklińska. Darum freute sie sich, als die Organisatoren, Reporter und die betreuenden Lehrerinnen mit den Gruppen tanzten und sich so eine große Gemeinschaft entwickelte. Auch die Schritte, die sie den Fortgeschrittenen beibringen wollte, waren daher nicht so kompliziert. Schließlich sollen diejenigen, die noch nicht so gut tanzen, nicht abgeschreckt werden, sondern im kommenden Jahr zum nächsten Tanzseminar wiederkommen.
Uwe Hahnkamp