Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zu Besuch in Gräflich Wiese

Die Gipfel der Sudeten und Beskiden gehören allgemein zwar nicht zu besonders schwierigen oder gefährlichen Spitzen, aber lange Wanderungen sind trotzdem nicht jedermanns Sache. Deshalb empfehlen wir diesmal eine besonders angenehme Strecke – ohne steile Aufstiege, dafür mit viel Kontakt mit dem deutschen Kulturerbe in Oberschlesien.

Das Schloss in Gräflich Wiese macht heute einen sehr traurigen Eindruck.
Foto: Łukasz Malkusz

Unseren Spaziergang beginnen wir bei der Einfahrt ins Dorf Gräflich Wiese (Łąka Prudnicka). Der Ort ist nur eine kurze Fahrt auf der Landesstraße von der Kreisstadt Neustadt (Prudnik) entfernt. Heute ist die Deutsche Minderheit hier nicht mehr präsent, Andenken an die deutschen Bewohner aus der Vorkriegszeit sind aber schon auf den ersten Blick zu sehen, darunter das Denkmal der Gefallenen im Ersten Weltkrieg und eine Statue des Johannes Nepomuk.

Das Erbe der Familie Mettich

Den größten, dabei jedoch traurigen Eindruck macht das Schloss der Familie Mettich. Im 15. Jahrhundert erbaut und mehrmals umgebaut, war es eine der schönsten Adelsresidenzen in der Region. Heute ist nur noch eine Ruine geblieben. Dies ist umso mehr schade, da das Gebäude fast unversehrt das Kriegsende überdauert hat und 1958 noch als Wohn- und Bürogebäude renoviert wurde. Anfang der Siebziger wurde es jedoch verlassen und wird seit fast vier Jahrzehnten nicht mehr benutzt. Von der alten Schönheit ist leider immer weniger übrig.

Nur etwa 300 Meter vom Schloss entfernt, am Ende der Zamkowa-Straße, ist die gelbe Wanderroute zu finden. Sie führt durch den ganzen Ort auf den Galgenberg. Es ist ein einfacher, etwa eine Stunde langer Spaziergang, an dessen Ende ein gemütlicher, 40 Meter hoher Anstieg wartet. Auf dem Weg besichtigt man ganz Gräflich Wiese, das an den Ufern des Goldbaches gelegen ist. Falls man hier im Januar vorbeischaut, sollte man auch unbedingt in einem der Höfe vorbeischauen, wo eine der Familien eine Mechanische Weihnachtskrippe eingerichtet hat.

Der Galgenberg ist trotz seiner geringen Höhe ein ausgezeichneter Aussichtspunkt
Foto: Łukasz Malkusz

Ein Aussichtspunkt für jedermann

Wenn man schließlich den Ort verlässt, erblickt man eine wunderschöne Berglandschaft. Man hat vor allem die Gipfel des Neustädter Waldes vor sich, aber rechts sieht man auch die hohen Spitzen der Bischoffskoppe und Silberkoppe. Der Wanderweg führt kurz entlang der Hinterhöfe des Dorfes und biegt dann links ab. Nach einem 15 Minuten langen Aufstieg ist man dann auf der Spitze des Galgenberges.

Der flache Gipfel bietet vor allem Aussichten auf die Berge des Neustädter Waldes, problemlos kann man auch einzelne Gebäude in Gräflich Wiese und Neustadt erkennen. Falls jemanden der 60 Minuten lange Spaziergang hier noch zu lange ist, bieten sich Möglichkeiten diesen zu Kürzen. Im Dorfzentrum, nicht weit von der Krippe, gibt es einen kleine Parkplatz. Auf diese Weise wird der Ausflug zu einem 20 Minuten langen Abstecher und die Distanz ist von fast jedem zu bewältigen.

Łukasz Malkusz

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