Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zuhören, lauschen, im Dialog bleiben

Es ist seit Jahren ein fester Termin im Kalender, wenn das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig zur Feier des Tags der Deutschen Einheit einlädt. Dieses Mal konnte Generalkonsulin Cornelia Pieper ihre Gäste zum Empfang mit einem Konzert in der Ostseephilharmonie in Danzig sogar exakt am Feiertag selbst, am Abend des 3. Oktober, begrüßen. Der thematische Schwerpunkt in diesem Jahr war Leipzig.

Die Stadt Leipzig, die aufgrund der Geschichte beider Städte während der Wende in Europa eng mit Danzig verbunden ist, vertrat als Ehrengast der Veranstaltung Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Er wünscht sich in seiner Stadt eine Einrichtung nach dem Vorbild des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig: „Wir wollen ein solches Zentrum für Transformation und Zukunft, für Demokratie und Bürgerrechte errichten“, sagte er. Eine friedliche Zukunft, die nur in Kooperation möglich sein wird, wie er betonte: „Wir brauchen die Brücke von Frankreich über Deutschland und Polen bis zur Ukraine.“

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung bei seiner Rede
Foto: Uwe Hahnkamp

Kooperation und flüchtende Menschen
Der weiter andauernde Krieg in der Ukraine warf seinen Schatten auch auf die positiv gestimmten Menschen im Saal. Denn wie es Danzigs Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewicz formulierte: „Wir sprechen bezüglich des Zweiten Weltkrieges immer von der Nachkriegszeit. Derweil sind wir wieder im Krieg.“ Ihre Stadt hat in den letzten Monaten über 150.000 Ukrainer aufgenommen, weshalb sie sich über eine großzügige Spende ihres Kollegen Burkhard Jung für die Unterstützung dieser Menschen sehr freute.

Die Deutsche Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Pieper, mit Burkhard Jung (2. v. l.) und Gustaw Marek Brzezin (2. v. r.). Ebenfalls im Bild: Wiktor Marek Leyk, Bevollmächtigter für Minderheitenfragen des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren (links), Henryk Hoch, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) (3. v. r.), und Gerard Wichowski, VdGEM-Vizevorsitzender (rechts).
Foto: Uwe Hahnkamp

Mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten kennt sich auch Gustaw Marek Brzezin, der Marschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren, aus. Er besuchte erstmals die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Neben der deutschen Minderheit, die diesmal bei der Feier besonders zahlreich vertreten war, hat er mit Ukrainern, Weißrussen, Litauern und weiteren ethnischen Gruppen zu tun – und freut sich über die gute lokale und überregionale Kooperation: „Gemeinsam schaffen wir eine gute Zeit für die Entwicklung unserer Region, und international arbeiten wir viel mit deutschen Partnern zusammen. Am Beispiel von Ostróda und Osterode am Harz sehen wir seit Jahren eine lebendige Partnerschaft mit Nutzen für beide Seiten.“

Ungewöhnliche Klänge der Hoffnung
Dem Generalkonsulat mit Cornelia Pieper an der Spitze war es in diesem Jahr gelungen, mit dem Orchester „Klänge der Hoffnung“ aus Leipzig ein Ensemble zu verpflichten, dass diesen Gedanken der internationalen Kooperation geradezu ideal umsetzt und lebt. Es vereint nämlich junge Musiker verschiedener Herkunft, darunter auch Flüchtlinge aus vielen Ländern, die jetzt in Leipzig leben. Basel Alkatrib aus Syrien, der die orientalische Laute Oud spielt, erklärte: „Jeder bringt seine Lieder mit, mit allen möglichen komplizierten Rhythmen. Wir üben und spielen sie. Es ist ein Geben und Nehmen.“

Das Orchester „Klänge der Hoffnung“ mit Sängerin
Foto: Uwe Hahnkamp

Dass das funktioniert, bewiesen die Künstler mit Werken aus unterschiedlichen Kulturräumen und einer sehr interessant arrangierten Version der Europahymne. Burkhard Jung, der die jungen Menschen aus Leipzig mit nach Danzig gebracht hatte, lobte das Projekt dieses Orchesters: „Es zeigt, was in Zukunft möglich ist, wenn Menschen zusammen Musik machen, und nicht nur miteinander hören, sondern lauschen, zuhören und im Dialog bleiben.“ Das taten die Gäste dann auch – erst beim Konzert des Orchesters „Klänge der Hoffnung“ und dann beim eigentlichen Empfang im Foyer der Ostseephilharmonie.

Uwe Hahnkamp

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