Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zur Rettung der Oder

Droht der Oder eine ähnliche Katastrophe wie im Jahr 2022? Leider ist ein solches Szenario nicht auszuschließen. Aus dem Stausee Sersno und dem vierten Abschnitt des Gleiwitzer Kanals wurden bereits 120 Tonnen tote Fische geborgen! Dort ist eine goldene Algenblüte aufgetreten, die die Oder ernsthaft bedroht. Ryszard Galla, ehemaliger Abgeordneter der Deutschen Minderheit und jetziger Berater des Sejm-Marschalls Szymon Hołownia für nationale und ethnische Minderheiten in Polen, spricht über dieses und andere Probleme mit der Oder.

Ryszard Galla sagt, dass er es nicht versäumen wird, sich mit den zuständigen Ministerien in Warschau in Verbindung zu setzen, um die Oder zu retten
Foto: Rudolf Urban

Droht der Oder Ihrer Meinung nach jetzt wirklich eine so massive Katastrophe wie im Jahr 2022?

Die Situation ist leider sehr ernst und es besteht in der Tat die Gefahr, dass sich das Szenario von vor zwei Jahren wiederholt, als sich die Goldalgen auch im Hauptkanal der Oder ausbreiteten. Es ist daher sehr wichtig, dass so schnell wie möglich konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die Oder zu retten. Meiner Meinung nach sind diese Maßnahmen aber gar nicht sichtbar!

Auch nach der Katastrophe von 2022 wurden keine konkreten Maßnahmen ergriffen. Es wurden keine Lehren aus den Ereignissen gezogen, und heute haben wir ein Déjà-vu? Wer trägt die Schuld daran?

Es gibt Strukturen, die direkt dafür verantwortlich sind, nämlich die Polnischen Gewässer. Dabei handelt es sich um eine Institution, die die Gewässer mit Hilfe regionaler Wasserwirtschaftsämter verwaltet. So hat beispielsweise das Verwaltungsamt für die Woiwodschaft Oppeln seinen Sitz in Gleiwitz, die anderen Verwaltungsämter sitzen in Breslau und Stettin. Ich denke jedoch, dass das Thema so ernst ist, dass es auch das Umweltministerium, alle Arten von Umweltinspektionen, die auf Woiwodschaftsebene tätig sind, und eine Reihe von verschiedenen Wirtschaftseinheiten betrifft, die direkt dazu beitragen, dass wir eine solche Situation an der Oder haben.

Was müsste getan werden, um die Gefahr einer erneuten Katastrophe an der Oder zu minimieren?

In erster Linie sollte die Einleitung von Industrieabwässern reduziert werden, die der Hauptgrund dafür sind, dass die Goldalgen aktiv werden und sich so negativ auf das Geschehen im Fluss auswirken. Sie sind auch schuld daran, dass es ein großes Fischsterben gibt. In einem kurzen Abschnitt des Gleiwitzer Kanals und des Flusses Klodnitz wurden bereits mehr als 100 Tonnen toter Fische geborgen.

Beabsichtigen Sie, in Warschau zu intervenieren, um die Oder zu retten?

Als Mitglied im Sejmik der Woiwodschaft Oppeln und als jemand, der den Marschall der Woiwodschaft Oppeln weiterhin in der Vereinbarung der Marschälle der Woiwodschaften, durch die die Oder fließt, vertritt, habe ich bereits in dieser Angelegenheit interveniert. Ich werde dies auch weiterhin tun, und zwar nicht nur auf der Ebene des Staatsunternehmens Polnische Gewässer.

Es besteht die Gefahr, dass sich die Situation von vor zwei Jahren wiederholt und sich die Goldalgen auch im Hauptkanal der Oder ausbreiten.

Ich werde es auch nicht versäumen, mich mit dem zuständigen Ministerium in Verbindung zu setzen und darauf hinzuweisen, dass so bald wie möglich konkrete Maßnahmen ergriffen werden müssen. Ich glaube allerdings, dass alle Institutionen, die direkt und indirekt für den Zustand der polnischen Gewässer, einschließlich der Oder, verantwortlich sind, wissen, was zu tun ist.

Vielleicht. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Aufgabe sehr ernst, umfangreich und kostspielig ist.

Ich stimme zu. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass die postindustriellen Abwässer, die in die Oder eingeleitet werden, richtig bilanziert sind. Die Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden, denn dann werden Goldalgen aktiv und das Wasser in der Oder ist salziger als in der Ostsee! Das zeigt, wie ernst das Problem ist.

Ein Jahr lang, bis Ende April, wurden entlang der Oder von der Woiwodschaft Schlesien bis nach Westpommern Untersuchungen zur Wasserqualität durchgeführt. Was war das Ergebnis?

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden derzeit ausgewertet. Interessant ist jedoch, dass die Vertragsparteien diese Untersuchungen auf ihren eigenen Abschnitten durchführen ließen – zur gleichen Zeit, mit den gleichen Parametern und über einen Zeitraum von einem Jahr. Ich denke daher, dass dies ein sehr wertvolles Dokument sein wird. Ein Dokument, das uns Aufschluss darüber geben wird, was in der Oder über einen Zeitraum von 12 Monaten geschehen ist. Auf der Grundlage dieser Informationen wird man sicherlich entsprechende Schlussfolgerungen ziehen können, was zu tun ist und vor allem, wie man gegensteuern kann. Bislang wurden nur die Auswirkungen bekämpft, nicht aber die Ursachen. Das soll sich nun ändern und wir werden beginnen, die Ursachen der Vergiftung der Oder zu bekämpfen.

Warum kommt es in der Oder zu Fischsterben und Algenblüten und nicht etwa in der Weichsel? Wie lässt sich das erklären?

Die Oder muss un kann gerettet werden.
Foto: Robert Wrzesiński/Wikipedia

Die Oder ist der einzige Fluss in Polen, der so stark reguliert und kanalisiert ist, dass er z. B. für den Tourismus oder als Transportweg genutzt wurde. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, dass eine typische Landschaft entlang der Oder von schwimmenden Lastkähnen geprägt war, die zum Beispiel Kohle zu bestimmten Orten transportierten, was heute ein seltener Anblick ist. Aber die Regulierung der Oder in der Zwischenkriegszeit machte die Oder zu einem anderen Fluss als die anderen in Polen, die im Vergleich dazu unberührter sind. Da die Oder gut kanalisiert ist, wurde sie für den Verkehr genutzt. Außerdem muss man bedenken, dass sich in ihrer Nähe ein riesiges Industriegebiet befindet, in dem auch Bergbau betrieben wird. Diese Tatsache wirkt sich nun negativ auf die Oder aus, da die Abwässer der Industrie in die Oder eingeleitet werden, was zu dieser Vergiftung führt.

Bei dieser Gelegenheit sollte auch ein weiteres Problem angesprochen werden, das sich ergeben hat: die fehlende Modernisierung der alten Anlagen an der Oder.

Leider. Ich halte es für eine gute Idee, die Anlagen, die seit Jahren an der Oder in Betrieb sind, in einen guten technischen Zustand zu versetzen. Das ist sehr wichtig, deshalb würde ich mir wünschen, dass vor allem von der regionalen Ebene – vertreten durch den Oppelner Woiwoden, den Marschall der Woiwodschaft Oppeln und die Oppelner Parlamentarier – die Modernisierung dieser Anlagen an der Oder fortgesetzt wird, denn sie sind in einem sehr schlechten Zustand. Neben kleineren Dingen könnten in diesem Jahr auch drei größere Investitionen getätigt werden. Zwei Schleusen – eine an der Oder und eine an der Mündung der Glatzer Neiße – und ein Wehr an der Mündung der Neiße. Der Zustand dieser Anlagen ist einfach schlecht. Heutzutage werden modernisierte, elektronisch gesteuerte Anlagen gebaut, sodass es notwendig ist, die Modernisierung der Anlagen fortzusetzen und sie wieder in den Zustand zu versetzen, den wir vor Jahren hatten, als die Oder als wichtiges Verkehrselement genutzt wurde.

Dies gilt umso mehr, als die Produktion, die nicht nur in Oppeln, sondern vor allem in der Woiwodschaft Schlesien stattfindet, leicht über die Oder transportiert werden könnte.

Eindeutig ja. In Kandrzin-Cosel haben wir Werften, die nicht nur auf dem polnischen Markt, sondern auch in Europa und sogar weltweit bekannt sind. Sie stellen alle Arten schwimmender Objekte her, wobei hier ein weiteres Problem ins Spiel kommt, denn es geschieht oft, dass diese Unternehmen nicht in der Lage sind, ihre Produkte in Kandrzin-Cosel zu Wasser zu lassen, damit sie selbst hinausfahren können. Auch dieses Problem muss also gelöst werden.

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