Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zurück in der Gunst

Angesichts der Gaskrise hat die deutsche Regierung im vergangenen Sommer stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz gelassen. Nach Angaben der deutschen Regulierungsbehörde, der Bundesnetzagentur, erzeugen derzeit 14 Kohlekraftwerke und ein Ölkraftwerk Strom.


Einige wurden wieder in Betrieb genommen, andere wurden einfach nicht abgeschaltet. Sie produzieren nur so viel Strom, wie es sich für sie lohnt. Nach Angaben eines Sprechers der Agentur gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass diese Kraftwerke vor dem von der Regierung gesetzten Termin vom Markt genommen werden. Ein Erlass der Bundesregierung erlaubt den Verkauf von Strom aus den in Reserve verbliebenen Kohle- oder Ölkraftwerken bis Ende März 2024. Der Grund dafür war die Einstellung der russischen Gaslieferungen. Die wieder angefahrenen Reservekraftwerke sollten die mit Erdgas befeuerten ersetzen und helfen, Stromausfälle zu vermeiden.

Das erste Kohlekraftwerk, das im Sommer 2022 im Rahmen der staatlichen Regulierung wieder auf den Markt kommt, ist das Kraftwerk Mehrum in Hohenhameln, Niedersachsen. Foto: Rabanus Flavus/Wikipedia

Die Marktlage entscheidet
Ob sich die Stromerzeugung für die Betreiber der Reservekraftwerke lohnt, hängt unter anderem von den aktuellen Stromgroßhandelspreisen ab. Ein Sprecher des Essener Energieunternehmens Steag Power bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die reaktivierten Kohlekraftwerke des Unternehmens derzeit ohne Unterbrechung laufen. Je nach Stromnachfrage kann ihre Leistung jedoch reduziert werden – etwa wenn Wind- und Solarkraftwerke so viel Strom erzeugen und ins Netz einspeisen, dass eine zusätzliche Produktion aus Kohlekraftwerken nicht notwendig ist, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Auch Uniper hat reaktivierte Kohlekraftwerke wieder auf den Markt gebracht: „Solange dies notwendig und gesetzlich möglich ist, stehen diese Kraftwerke zur Verfügung”, wird ein Unternehmenssprecher von der DPA zitiert. Die Auslastung sei sehr stark von der Marktsituation abhängig und könne sich entsprechend ändern. Ende Mai will Uniper die Kraftwerksreserve wieder in Anspruch nehmen, um eines ihrer Kohlekraftwerke, das eigentlich stillgelegt werden sollte, weiterlaufen zu lassen.

Kohle als wichtigster Energieträger
Das erste Kohlekraftwerk, das im Sommer 2022 gemäß einer staatlichen Verordnung wieder an den Markt ging, war das Kraftwerk Mehrum in Hohenhameln, Niedersachsen. Seitdem produziert und verkauft es wieder Strom. Wie der Geschäftsführer Armin Fieber erklärte, hängt die Produktionsmenge von der Marktsituation ab, die täglich neu bewertet wird. Derzeit ist geplant, das Kraftwerk bis Ende März 2024 zu betreiben. Auch die fünf Reserveblöcke des Braunkohlekraftwerks könnten vorübergehend auf den Markt zurückkehren. Nach den Vorschriften können sie bis Ende Juni 2023 betrieben werden. Kohle bleibt der wichtigste Energieträger in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes entfielen im vergangenen Jahr 33,3 Prozent des erzeugten und eingespeisten Stroms auf Kohlekraftwerke. Im Jahr zuvor lag der Anteil noch bei 30,2 Prozent. Die aus Kohle erzeugte Energie stammte zu 60 Prozent aus Braunkohlekraftwerken und zu 40 Prozent aus Steinkohlekraftwerken. Der Anteil des Erdgases an der deutschen Stromerzeugung sank auf 11,4 Prozent im Jahr 2022 (von 12,6 Prozent im Jahr 2021).

K. Ś.

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