Sie fand nicht am 11. November statt, dem Martinstag mit dem Beginn des Karnevals um 11:11 Uhr, obwohl das in diesem Jahr ausnehmend gut gepasst hätte. Es war nämlich die elfte Ausgabe der Tanzwerkstatt für junge Menschen der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, die das Verbindungsbüro der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein/Olsztyn und die Gesellschaft der deutschen Minderheit in Bartenstein/Bartoszyce auf die Beine gestellt haben.
Ausgerechnet am Wochenende des 15. bis 17. November hatte die Kälte etwas angezogen, doch die Säle des Hotels „Górecki“ in Heilsberg, in dem wie in all den Jahren zuvor die Tanzwerkstatt stattfand, waren für die 50-köpfige Herde tanzwütiger Kinder und Jugendliche, die sich dort austobten, ausreichend geheizt.
Zu viel Energie? Nein, ausreichend…
Es war ein energiegeladenes und forderndes, gleichzeitig aber auch Spaß bereitendes und nicht zu anstrengendes Programm, das Danuta Niewęgłowska, die Chefin von „Saga“, der Regionaltanzgruppe bei der deutschen Minderheit in Bartenstein, und Dorota Cieklińska, der Trainerin von „Saga“ in Heilsberg, organisiert hatten. „Wir haben das relativ streng durchgezogen mit ermländischen und deutschen Volkstänzen sowie integrativen Gesellschaftstänzen“, sagt Dorota Cieklińska, „und gerade die Volkstänze kosten viel Energie.“
Tanzwerkstatt der deutschen Minderheit: 50 Jugendliche feiern Tradition und Vielfalt.
Dennoch war von Muskelkater nichts zu spüren, im Gegenteil. Die Kondition der jungen Tänzerinnen und Tänzer reichte ebenso zu lebhaften Pausen wie zu einem Abend mit Präsenstationen des eigenen Könnens. „Das lief auf Wunsch der Teilnehmer. Die Mädchen aus Groß Lemkendorf (Lamkowo) zeigten einen Tanz zu Hip-Hop, andere wollten zu Disko-Musik tanzen und auch die Mitglieder von ‚Saga“ zeigten, was sie draufhaben“, fasst Dorota Cieklińska das abendfüllende Programm am Samstag zusammen. Besonders freute sie sich über den Einsatz der Jungen, die etwa 20 Prozent der Teilnehmenden stellten und von denen einige bereits im Vorjahr dabei waren.
Regionale sowie Altersvielfalt
Neben den Teilnehmenden aus Lamkowo und der Bartensteiner „Saga“ war auch eine Gruppe aus Bischofsstein/Bisztynek gekommen, Tänzerinnen und Tänzer aus Neidenburg/Nidzica und Allenstein sowie selbstverständlich aus Heilsberg. „Wir hatte leider nur 50 Plätze zur Verfügung, die innerhalb kürzester Zeit vergeben waren, und noch mehr Interesse an der Veranstaltung“, freut sich Damian Wierzchowski vom Verbindungsbüro der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein, „die Altersspanne reichte dabei von sieben bis zu knapp achtzehn Jahren.“
Das machte die Aufteilung der Gruppen nicht einfach, zumal neben den schon häufiger aktiven Tänzern auch einige Anfängerinnen und Anfänger das Abenteuer wagen wollten. „Für die Kinder mit wenig Erfahrung war es anfangs etwas schwierig, aber ich bin mit dem Niveau in diesem Jahr mehr als zufrieden“, lobt Dorota Cieklińska und schwelgt ein wenig in eigenen Erinnerungen: „Sie hatten so viel Energie und Lust auf Tanzen wie wir damals beim ersten Seminar, als wir noch nachts auf dem Korridor geübt haben.“
Und geübt wurden musste unbedingt, damals wie heute. Am Sonntag wartete nämlich zum Abschluss die Präsentation der am Wochenende gelernten Tänze vor den Eltern – und das ist eine starke Motivation und Anerkennung. „Seit drei Jahren machen wir das jetzt und jedes Jahr kommen mehr Eltern hinzu, um ihre Kinder zu sehen“, berichtet Damian Wierzchowski stolz von dieser Idee. Das ist aber nicht alles. „Von uns gibt es als Belohnung ein Diplom, das manche Jugendliche sogar als Beweis für Eigeninitiative bei der Bewerbung für das Lyzeum oder das Studium vorweisen. Es erhöht ihre Chancen“, ergänzt er noch. Also nicht nur Spaß und Zusammensein mit Gleichaltrigen, sondern darüber hinaus ein wenig mehr Hoffnung für die Zukunft.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedanken sich bei der „Stiftung Zukunft für Ostpreußen“, deren finanzielle Mittel es dem Verbindungsbüro der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein in Kooperation mit der Gesellschaft der deutschen Minderheit in Bartenstein und der Tanzgruppe „Saga“ ermöglicht haben, sie mit der Veranstaltung glücklich zu machen.