Für den Vormittag des 23. März, des Samstags vor Palmsonntag, hatte die Gesellschaft der deutschen Minderheit „Bärentatze“ in Sensburg eine Werkstatt für das Basteln von Osterkarten angesetzt. Im großen Saal des Vereinssitzes fand sich ein gutes Dutzend Teilnehmer aus verschiedenen Generationen ein – auch die Kinder vom parallel stattfindenden Samstagsdeutschkurs, die Palmen für den nächsten Tag anfertigten.
Geplant war eine ruhige Arbeit in Konzentration auf Papier und Stifte. Doch erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Der erste Satz stimmte nämlich aus mehreren Gründen nicht. Nicht nur Papier, nicht nur Malen und Schreiben waren geplant und angesagt, sondern auch Arbeit mit Klebstoff, Zierhasen, Zierküken und -eiern, mit Ausstechformen und Scheren für Zierränder, sogar mit Teppichmessern und kleinen Wollkugeln. Unter dem reichhaltigen Bastelmaterial fanden sich auch Aufklebeaugen, farbige Federn und Moos, mit denen aber eher die Styroporeier geschmückt wurden, die aus einem Karton auftauchten, als die Osterkarten bereits fertig und für den Nachhauseweg verpackt waren.

Foto: Uwe Hahnkamp
Das traditionelle Familienbild von nicht nur Eltern und Kindern, sondern auch noch Großeltern in einem Haus fand diesmal im Saal der „Bärentatze“ statt, wie der Vorsitzende des Vereins Sebastian Jabłoński, Deutschlehrer in Sensburg, schmunzelnd feststellte. Neben der konzentrierten Beschäftigung mit Osterkarten, an denen unter anderem Vater mit Sohn und Oma mit Enkelin arbeiteten, sorgten nämlich die Kinder des Samstagsdeutschkurses, der in diesem Frühjahr in Sensburg organisiert wird, beim Gestalten von Palmen für den folgenden Sonntag unter den wachsamen Augen der Germanistin Jolanta Przybysz für Wirbel und Stimmung. Mit der anfangs erwähnten ruhigen Arbeit war es also den ganzen Vormittag Essig. Und das war gut so – es war schlicht und einfach Leben in der Bude.

Foto: Uwe Hahnkamp
Und schließlich lernen sich auf diese Weise die verschiedenen Generationen in der deutschen Minderheit kennen, da auch – eine interessante Nebenwirkung der Samstagskurse – die Eltern aus der mittleren Generation ihre Kinder bringen und abholen und häufig noch ein wenig bleiben. Sebastian Jabłoński, der die Werkstatt zu Osterkarten leitete, freute sich darüber, vor allem aber über die eifrige Mitarbeit an beiden Enden des langen Tisches und das wachsende schöpferische Chaos unter den Materialien, aus denen die kleinen Kunstwerke der Teilnehmer entstanden. Das schöpferische Chaos, dem die Schönheit und die Kunst entspringen, die dann zuhause für Stolz und gute Stimmung sorgen. Ostern konnte also getrost kommen.
Uwe Hahnkamp
Als Veranstaltung im Rahmen des Projekts „LernRAUM.pl“ wurde die Osterkarten-Werkstatt über den Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) aus Mitteln des deutschen Bundesministeriums des Innern und für Heimat gefördert.