Was Horst Eckert (auch als Janosch bekannt) für Oberschlesien ist, ist Otfried Preußler für Tschechien. Wäre er noch unter uns, würde er am Freitag, den 20. Oktober, 100 Jahre alt werden. Um das Leben und Werk des Künstlers zu ehren, hat man nun in Reichenberg (Liberec) eine neue Ausstellung eröffnet.
Anlässlich des besonderen Geburtstags des renommierten Kinderbuchautors sollte es nicht wundern, dass gerade seine Heimatstadt Reichenberg (Liberec) Anstrengungen unternimmt, um seine Bekanntheit zu steigern. Unter anderem geschieht dies durch die Präsentation einer zweisprachigen Ausstellung.
Diese Ausstellung hat der Künstler auch mehr als verdient: Preußlers Bücher, wie „Die kleine Hexe“ und „Krabat“, genießen sowohl in Deutschland als auch in Tschechien bei Menschen jeden Alters große Beliebtheit. Überraschenderweise ist vielen nicht bewusst, dass der Autor am 20. Oktober 1923 in Reichenberg geboren wurde. Otfried Preußler wird als einer der herausragenden deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren angesehen. Am 18. Februar 2013 verstarb er im Alter von 89 Jahren im bayerischen Prien am Chiemsee, nur wenige Monate bevor ihm von der Technischen Universität Liberec die Ehrendoktorwürde verliehen werden sollte. Diese Ehrung blieb ihm jedoch verwehrt. Jetzt beabsichtigt die Stadt, sein Leben und Schaffen durch eine Ausstellung zu würdigen.
BU: Das Grabmal von Otfried Preußler
Foto: Der Glasperlenspieler/wikimedia.org
Die zweisprachige deutsch-tschechische Ausstellung mit dem Titel „Ein bisschen Magier bin ich schon… Otfried Preußlers Erzählwelten“ wird in der Galerie Johann präsentiert, die sich im kürzlich renovierten Liebig-Palais befindet. Der Ausstellungstitel greift die Worte auf, mit denen Preußler selbst seine Tätigkeit als Schriftsteller beschrieben hat. Bereits in seiner Jugend begann er mit dem Schreiben, erlangte jedoch 1956 seinen ersten großen Bucherfolg mit „Der kleine Wassermann“. In seinem Werk über den Zauberlehrling Krabat verarbeitete er auch eine sorbische Sage. Seine Inspiration für diese Werke und seine weltweit bezaubernden Geschichten zog er aus seiner nordböhmischen Heimat, dem Isergebirge, sowie aus den Erzählungen seines Vaters und seiner Großmutter Dora. Im Laufe seines Lebens verfasste er insgesamt 32 Bücher und wurde 2010 mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Doch aus seiner Heimatstadt Reichenberg erhielt er bislang wenig Anerkennung.
Im Laufe seines Lebens verfasste Otfried Preußler insgesamt 32 Bücher und wurde 2010 mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Adalbert-Stifter-Verein sowie verschiedenen Vereinen und Museen in der Region konzipiert. Der Verein der Deutschen in Nordböhmen, mit dem Preußler nach der Wende in Kontakt stand, kümmerte sich um die lokale Präsentation. Dieser Verein setzt sich nun für eine dauerhafte Erinnerung an Preußler ein, beispielsweise durch die Errichtung einer Gedenktafel. Die Ausstellung wurde als Wanderschau konzipiert und kann an weiteren Orten in Tschechien und Deutschland gezeigt werden.
Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung fand vom 19. bis 21. Oktober in der Bezirksbibliothek eine Tagung zum kulturhistorischen Kontext von Preußlers Werk statt. Des Weiteren sind Wanderungen zu bedeutenden Orten im Leben des Autors geplant.
Łukasz Biły
