Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Volksgeschichten prägen Identität

Mit Alan Jasik, einem jungen Regionalisten und Enthusiasten schlesischer Legenden, sprach Andrea Polański über seine Leidenschaft für die lokale Geschichte von Straduna und die Legende vom Utopek (deutsch: Wassermann).

Was hat dich dazu inspiriert hat, lokale Legenden wie die vom Utopek zu erforschen?

Die lokale Geschichte hat mich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Ich bin in Straduna aufgewachsen, umgeben von den Erzählungen älterer Bewohner, die uns dieses reiche kulturelle Erbe überlieferten. Die Legende vom Wassermann hat mich immer besonders gereizt, und ich beschloss, sie näher zu erforschen.

Könntest du uns etwas mehr über die Legende des Wassermannes und ihre Verbindung zur Geschichte von Straduna erzählen?

Die Legende vom Wassermann hat hier seine Wurzeln seit alter Zeit. Diese Geschichten werden von Generation zu Generation weitergegeben und sind ein wichtiger Bestandteil der lokalen Identität. Nach der Legende ist der Wassermann eine Kreatur, die das Aussehen eines Fisches, einer Kröte und eines Menschen vereint und in den Tiefen von Flüssen und Seen lebt. In Straduna gibt es verschiedene Versionen dieser Geschichte, die sowohl mit dem Fluss Straduna als auch mit der Oder verbunden sind.

Die Geschichte des Utopeks beginnt an einem Tag, an dem im Feuerwehrhaus von Straduna ein großes Fest stattfand. Die Erwachsenen amüsierten sich, während die Kinder zu Hause blieben. Die Erwachsenen begannen sich zu fragen, was sie mit den Kindern machen sollten, damit sie sich nicht langweilten und beschlossen, ihnen einen Ball zu geben und sie zum Fluss zu schicken, um zu spielen. Die Kinder spielten und wie es schon zu ahnen war, fiel der Ball ins Wasser. Die Großeltern erzählten den Kindern Geschichten über Wassermänner, aber sie lachten immer und dachten, es seien nur Geschichten, Märchen. Sie beschlossen, dass der jüngste Junge den Ball aus dem Fluss holen muss. Etwas begann plötzlich hinter ihm zu schwimmen, packte seine Beine und zog ihn unter Wasser. Die Kinder, die Zeugen des Vorfalls waren, erschraken und liefen zu den Erwachsenen in die Feuerwehrstation. Sie kehrten zum Fluss zurück, wo sich dem versammelten Publikum der Utopek zeigte. Er wandte sich an sie mit einer Warnung, auf ihre Kinder aufzupassen, denn er werde sie fangen. Den Ball gab er den Kindern zurück, aber ihren Freund behielt er für immer unter den Wassern der Stradunka.

Alan Jasik interessiert sich für alte Legenden und Volkssagen. Foto: Privat

Die zweite Legende über den Wassermann führt uns zur Oder. Der Wassermann soll drei Töchter gehabt haben, schöne junge Mädchen, die gerne feierten. Sie gingen oft zu Festen nach Straduna und tanzten mit den örtlichen Jungen. Diese versuchten wiederum, die Mädchen zu für sich zu gewinnen. Man wusste nicht, woher sie kamen oder wie sie hießen. Wie in Aschenputtel, wenn Mitternacht näher rückte, flohen die Töchter des Wassermanns. Die Jungen wunderten sich, warum sie die Feste so schnell verlassen mussten, aber die Mädchen erklärten, dass ihr Vater ihnen befahl, vor Mitternacht zurückzukehren. Die Situation wiederholte sich mehrmals, bis eines Tages die Jungen beschlossen, den Mädchen zu folgen, um herauszufinden, woher sie kamen, warum sie flohen und warum sie sich nicht mit ihnen treffen wollten. Eines Nachts um Mitternacht begannen sie den Mädchen zu folgen und erreichten die Oder. Sie sahen die Mädchen sich ausziehen und vermuteten, dass diese baden gehen. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie zu ihrem Vater gingen, dem Utopek. Ob es eine Fortsetzung der Ereignisse gibt, weiß ich nicht. Das ist alles, was ich von einer Bewohnerin von Straduna erfahren konnte.

Meinst Du diese Geschichten haben einen tieferen Sinn?

Ich denke, die Legende vom Wassermann, wie viele andere lokale Mythen, hat ihre Wurzeln in dem Versuch, die Geheimnisse der Natur zu erklären und wichtige Botschaften an die Gemeinschaft weiterzugeben. Sie kann als Warnung vor den Gefahren des Wassers interpretiert werden, aber auch als eine Geschichte über den Respekt vor der Natur und ihren Geheimnissen. Die Tatsache, dass diese Geschichten von Generation zu Generation weitergegeben werden, zeigt ihre Bedeutung für die lokale Kultur und Identität.

Hast du versucht, Verbindungen zwischen der Legende und der Realität herzustellen, zum Beispiel durch historische Ereignisse oder Orte in Straduna?

Ja, ich habe versucht, dieser Frage nachzugehen. Ich denke, viele Elemente der Legende könnten ihre Wurzeln in historischen oder geographischen Fakten haben. Zum Beispiel zeigt die Geschichte über Ereignisse am Fluss Straduna, die im 19. und 20. Jahrhundert stattfanden, darauf hin, dass die Legende von realen Ereignissen inspiriert sein könnte. Darüber hinaus gibt es viele Orte in Straduna, die als potenzielle Verstecke für mythische Wesen wie dem Utopek interpretiert werden könnten.

Glaubst du, dass das Bewahren und Weitergeben dieser Legenden eine Bedeutung für die heutige Gemeinschaft in Straduna hat?

Absolut. Ich glaube, dass das Bewahren dieser Geschichten von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung der lokalen Identität und des kulturellen Erbes ist. Darüber hinaus erinnert uns die Legende vom Wassermann an den Respekt vor der Natur und der Notwendigkeit, vorsichtig mit ihren Kräften umzugehen. Für viele Bewohner von Straduna sind diese Geschichten ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens und prägen ihre Sichtweise auf die Welt.

Hast du Pläne, weitere lokale Geschichte und Legenden zu erforschen?

Natürlich habe ich viele Pläne, die lokale Geschichte und Kultur weiter zu erforschen. Ich möchte weiterhin Geschichten von älteren Bewohnern Stradunas sammeln und Forschungen über Orte und Ereignisse durchführen, die mit lokalen Legenden in Verbindung stehen könnten. Es gibt noch viel zu entdecken, und ich möchte Teil dieses Prozesses sein.

 

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