Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Die Region hat ein riesiges Potenzial“

Franz Friedrich Prinz von Preußen. Foto: Łukasz Biły.
Franz Friedrich Prinz von Preußen. Foto: Łukasz Biły.

Mit Franz Friedrich Prinz von Preußen, dem Urenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. sprach bei dessen Besuch in Oppeln Łukasz Biły über Schlesien und die deutsche Minderheit.

 

Herr von Preußen, sie sind der Urenkel einer mit Sicherheit bedeutenden Persönlichkeit, nicht nur für Deutschlands Geschichte, aber auch der Welt. Fühlen sie sich als Teil dieses großen Erbes?

 

„Fühlen“ ist hier ein relativer Begriff, denn ich bin ja nach der Zeit der Monarchie geboren. Die Geschichten vom großen Adel, von deutschen Herrschern habe ich natürlich als Kind gehört, aber das war es ja auch schon. Dies ist auch damit verbunden, dass nach den Kriegen die Monarchie in Deutschland nicht so sehr gefragt war, aufgrund des verlorenen Ersten Weltkriegs nicht und nach dem Zweiten Weltkrieg sowieso nicht, deshalb habe ich dieses Erbe wohl nicht so sehr erleben können.

 

Man kann durchaus sagen, dass des Kaisers Urenkel ein Schlesier ist, oder?

 

Von Geburt her sicherlich ja. Dennoch ist der Kontakt etwas neu. Ich bin in Grünberg, heute Zielona Góra, geboren, in meinem späteren Leben habe ich mich in Potsdam niedergelassen und einige Male Schlesien besucht. Jedoch muss man sagen, dass es eigentlich nur Niederschlesien war. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben jetzt in Oberschlesien. Ich hatte Gespräche mit dem VdG-Vorsitzenden Bernard Gaida, aber der Besuch ist auch eine Gelegenheit, um etwas mehr von der Region zu sehen.

 

Und wie sind Ihre ersten Eindrücke von diesem Teil Schlesiens?

 

Ich muss ehrlich sagen, dass ich fasziniert von dieser Region bin. Schlesien hat Charme und ich glaube, es hat ein riesiges Potenzial, wenn es um Tourismus geht. Das hat einige Gründe. Erstens ist dieser Teil Europas einfach sehr schön und zweitens hat die Region viele der Probleme, die wir in Deutschland haben, nicht, wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise. Es gibt Menschen, denen die jetzige Situation in Deutschland nicht passt und dann gibt es auch Menschen, die schon von exotischen Orten wie Griechenland oder Lampedusa genug haben. Für solche Personen ist ein unbeschwertes Schlesien das richtige Ziel.

 

Ist ihnen die deutsche Minderheit in Polen ein Begriff?

 

Dass sich die Deutschen in Polen so gut organisieren, war mir eher unbekannt. Da muss ich mich in dieses Thema wirklich erst einarbeiten. Die ersten Eindrücke sind aber durchaus positiv, auch von den Gesprächen mit Herrn Gaida. Wenn es um eine mögliche Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit geht, muss man erst einmal schauen. Grundsätzlich bin ich für alles offen.

 

Sie sind privat im Denkmalschutz tätig. Haben sie für Schlesien eine Idee in diesem Bereich?

 

Die habe ich. Da ich Partner in einer Gesellschaft bin, die sich mit dem Sanieren denkmalgeschützter Gebäude befasst, weiß ich, dass man auch in Schlesien eine in Deutschland bewährte Lösung einführen konnte. So könnten finanziell besser gestellte Personen, die es sich eben leisten können, zum Beispiel ein altes Denkmalobjekt erwerben und 70 bis sogar 80 Prozent der Investitionskosten von ihren Steuern absetzten. In Deutschland ist dieses Vorgehen rechtlich klar geregelt und hat in den letzten Jahren sowohl der deutschen Wirtschaft als auch den deutschen Denkmälern einen unglaublich positiven Impuls gegeben. Das gleiche kann auch in Schlesien passieren.

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