Zum vierten Mal organisierte die Vertreterin der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein, Edyta Gładkowska, eine Volkstanzwerkstatt für Jugendliche der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren. Ermländische Tänze standen vom 6. bis 8. November im Tanzsaal des Hotels Górecki in Heilsberg auf dem Programm.
Eine in Alter und Können bunt gemischte Gruppe hatte sich zum Trainieren der ermländischen Tänze und ihrer Elemente in Heilsberg versammelt, von den jüngsten Mitgliedern der Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein bis hin zu Schülern und Studenten mit wenig Erfahrung. „Wir hatten für 50 Personen geplant“, meint Edyta Gładkowska, „aber das Interesse war so groß, dass wir die Zahl noch etwas aufgestockt haben.“ Das hatte zur Folge, dass gleich zwei Instrukteure die Kinder und Jugendlichen anleiteten. Mit Paweł Sadowski und Anna Ciechowska von der Heilsberger Volkstanzgruppe „Perła Warmii“ (dt. „Perle des Ermlands“) war es gelungen, erfahrene Tänzer zu gewinnen. „Es war eine interessante Herausforderung, mit einer solchen Gruppe zu arbeiten“, gibt Paweł Sadowski zu, der normalerweise den Nachwuchs von „Perła Warmii“ schult, „doch junge Menschen begreifen schnell.“ Dabei ist selbst ein so intensives Wochenende wie in Heilsberg für ein konkretes Arbeiten zu kurz. „Wir geben Impulse – bestimmte Musik wie etwa den Pofajdok, Schrittfolgen und Tipps zur Köperhaltung“, erklärt Paweł Sadowski, „danach heißt es üben und nochmal üben.“ Ähnlich sieht es Anna Ciechowska, die sich am Samstagvormittag speziell die Jungen vorgenommen hat: „Viele Bewegungsabläufe automatisieren sich erst mit Zeit und Training. Gerade die Koordinierung der Arm- mit den Beinbewegungen.“ Für den Anfang ist sie sehr zufrieden mit der Leistung der jungen Männer, die wie üblich in der Unterzahl sind. „Tanzen gilt eben immer noch als nicht männlich“, sagt sie und Paweł Sadowski ergänzt, „einige Kollegen vom Fußballverein haben einmal mit uns trainiert und wissen jetzt, wie viel Arbeit in unseren Auftritten steckt.“
Gleiches gilt für die Teilnehmer der Volkstanzwerkstatt. Aber sie sehen auch die Freude und das Vergnügen, das im gemeinsamen Tanzen liegt. „Diesmal haben sie nicht um elf Uhr nachts auf dem Korridor geübt“, schmunzelt Edyta Gładkowska, „aber vor und nach den Einheiten schon.“ Danuta Niewęgłowska, Leiterin der Tanzgruppe „Saga“, erkennt zufrieden, was ihre Schützlinge mitnehmen: „Die Älteren frischen einige Passagen wieder auf und die Jüngeren bekommen Zugang zu mehr Tänzen.“ Dabei sind auch einige Schüler aus Groß Lemkendorf (pln. Lamkowo), wo Deutsch als Minderheitensprache unterrichtet wird. Danuta Dębek betreut dort die Gruppe „Mała Warmia“ (dt. „Kleines Ermland“) und macht sich eifrig Notizen zu den vorgestellten Tänzen: „Letztes Jahr waren wir nur Zaungäste. Diesmal sind die Kinder selbst aktiv, da lernen sie schneller.“ Und bald haben die Zuschauer das Vergnügen, die Ergebnisse der Werkstatt zu genießen.
Uwe Hahnkamp