Rupert Stadler, Chef des zum Volkswagen-Konzern gehörenden Autoherstellers Audi, ist vorläufig verhaftet worden. Damit ist er der bislang ranghöchste VW-Manager, der im Zusammenhang mit der mittlerweile berüchtigten Abgasaffäre festgenommen wurde. Diese brach 2015 aus und kostet den Wolfsburger Autohersteller Milliarden Euro. Aufgrund der noch laufenden Ermittlungen sind weitere Einzelheiten zur Festnahme Stadlers vorerst nicht bekanntgegeben worden.
Trotz der Festnahme gilt gegenüber Rupert Stadler bis zur Aufklärung der Sache zunächst die Unschuldsvermutung. Zwar soll Stadler darüber informiert worden sein, dass auch in seiner Firma im bayrischen Ingolstadt, wo Audi-Fahrzeuge hergestellt werden, die Messwerte von Abgasemissionen manipuliert wurden. Rupert Stadler weist jedoch den Verdacht, in die Abgasaffäre verwickelt zu sein, beständig zurück. Ob er allerdings die Wahrheit sagt und bei Audis tatsächlich die Abgasemissionswerte manipuliert wurden, sollen erst die Ermittlungen aufklären.
Risiko der Spurenverwischung
Die Staatsanwaltschaft in der bayrischen Hauptstadt München hat die früheren Pressemeldungen zur Verhaftung Stadlers bestätigt. Als Grund wurde angegeben, es habe die Gefahr bestanden, dass er Straftatspuren verwischen könnte. Zuvor hatte die Münchner Staatsanwaltschaft unerwartet auch Stadlers Wohnung durchsucht, nachdem bei ihm ein ernster Verdacht auf Betrug und Beglaubigung falscher Dokumente besteht. Parallel dazu wurde auch die Wohnung eines anderen Audi-Managers durchsucht, der ebenfalls im Verdacht steht, in die Abgasaffäre involviert zu sein. Die Ergebnisse dieser Durchsuchung wurden jedoch nicht bekanntgegeben. Im Übrigen befindet sich neben Rupert Stadler zurzeit auch der ehemalige Chef der Audi-Entwicklungsabteilung für Dieselmotoren in Untersuchungshaft, der im September vorigen Jahres verhaftet wurde.
Weitere Aufklärungen
Es wird gemutmaßt, dass der Automobilkonzern Audi seit 2009 nahezu 220.000 Dieselfahrzeuge mit vermeintlich manipulierten Abgasemissionswerten in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Europa verkauf hat. Infolgedessen mussten seit Ende 2015 sechs führende Audi-Manager von ihren Posten zurücktreten. Mehrfach gab es auch Rücktrittsforderungen gegenüber Rupert Stadler, der seit 2007 an der Spitze von Audi steht. Dass es nicht zwischenzeitlich zur Verhaftung gekommen war, lag daran, dass angemessene Beweise seiner Schuld fehlten. Die weitere Aufklärung der Abgasaffäre, darunter die Verhaftung von Rupert Stadler, wurde unlängst vom VW-Aufsichtsrat thematisiert. Einzelheiten dazu erfahren wir in Kürze.
Johann Engel