Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das Ende der „Galgen“?

Seit 1954 steht das „Denkmal zur Befreiung der Ermländischen und Masurischen Erde“ im Zentrum Allensteins. Das Monument erinnert an die Einnahme der Stadt durch die Rote Armee im Januar 1945, ist heute für viele Einwohner aber auch ein unliebsames Symbol für die Zeit des sowjetischen Terrors in Polen. Es werden daher immer wieder Rufe laut, das Denkmal abzureißen. Mit dem kürzlichen Überfall Russlands auf die Ukraine haben diese Forderungen erneut Auftrieb bekommen.

Das schon länger umstrittene Denkmal auf dem Platz beim Allensteiner Marschall- und Woiwodschaftsamt – im Volksmund aufgrund seiner Form auch „die Galgen“ genannt – könnte bald der Vergangenheit angehören. Ursprünglich als „Denkmal zum Dank an die Rote Armee“ errichtet, wurde es im Zuge der politischen Veränderungen nach 1989 in „Denkmal zur Befreiung der Ermländischen und Masurischen Erde“ umbenannt und 1993 unter Denkmalschutz gestellt.

Das „Denkmal zur Befreiung der Ermländischen und Masurischen Erde“ in Allenstein
Foto: Uwe Hahnkamp

Das will Allensteins Stadtpräsident Piotr Grzymowicz nun ändern. Auf seinem Facebook-Profil kündigte er am 2. März an, beim Ministerium für Kultur und nationales Erbe einen Antrag auf Aufhebung des Schutzes für das Denkmal einzureichen. Er begründete dies mit der russischen Aggression gegen die Ukraine, die „für die zivilisierte Welt, zu der wir gehören, nicht akzeptabel“ sei. Weiter heißt es in dem Beitrag: „Da sich das heutige, kriminelle Putin-Russland auf die Tradition der Roten Armee beruft, deren Brutalität die Einwohner von Ermland und Masuren im Jahr 1945 erlebten, habe ich mich zum Stellen dieses Antrags […] entschieden.“

Sollte der Schutz für das Denkmal tatsächlich aufgehoben werden, könnte es abgerissen werden. Vor der Entscheidung über das weitere Schicksal des Monuments werde er aber das Gespräch mit den Einwohnern Allensteins suchen, kündigte Piotr Grzymowicz für diesen Fall schon an. Es ist jedoch abzusehen, dass auch viele Menschen, die das Denkmal aus historischen Gründen bisher erhalten wollten, unter dem Eindruck des Krieges seiner Entfernung zustimmen werden.

Uwe Hahnkamp

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