Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Deutsche Medien haben es in Polen schwer“

Am 15. Oktober wird in Polen gewählt. Für Martin Adam, Auslandskorrespondent für die ARD in Warschau, bedeutet das eins: viel Arbeit. Er versorgt mit einer Kollegin alle ARD-Wellen im Radio, aber auch die Internetauftritte von unter anderem der Tagesschau, mit Informationen. Was er berichtet, landet so also in den Ohren Deutschlands.

„Egal ob MDR oder RBB im Osten von Deutschland oder der NDR und Radio Bremen im Norden – das Interesse am polnischen Wahlkampf ist groß“, sagt Martin Adam. Und damit auch sein Arbeitspensum. Täglich produziert er mehrere tagesaktuelle Beiträge, natürlich auch zum laufenden Wahlkampf. Für bisher fünf Anstalten – und weitere werden folgen, da ist er sich sicher – produziert Martin Adam außerdem lange Hörfunk-Features, also ausführliche Berichte zur Wahl und den politischen Hintergründen.

Neuer Podcast zur Polenwahl  

Ab dem 14. September wird das Studio Warschau außerdem einen mehrteiligen Podcast unter dem Titel „In Polen“ für die ARD-Audiothek produzieren. In der ersten Folge wird Martin Adam seine Sicht auf Polen, die Menschen hier, politische Strömungen und die Stimmung im Land erläutern – und wie das alles die Wahl beeinflussen wird. Kein leichtes Unterfangen. „Deutsche Medien haben es in Polen schwer“, meint Martin Adam.

PiS-Arbeit trägt Früchte

„Die PiS spricht überhaupt nicht mit uns“, sagt Martin Adam. Anfragen bleiben manchmal sogar ohne Absage gänzlich unbeantwortet. Der antideutsche Kurs der PiS scheint außerdem das Bild von Deutschland hier in Polen zu verschlechtern, konstatiert Martin Adam. „Anfragen an Behörden und die Regierung werden nur nach sehr langer Zeit beantwortet, wenn überhaupt. Und auch unsere Anfragen an Interviewpartner werden häufig mit viel Misstrauen begegnet“, sagt der ARD-Korrespondent. Viele Geschichten über Polen ließen sich deswegen nur deutlich schwieriger realisieren.

Häufig werden er und sein Team als deutsche „Agenten“ wahrgenommen, die Polen nur schaden wollen. Dabei stimmt gerade das nicht. Viel lieber würde Adam Deutschland zeigen, was ihn an Polen so fasziniere und wo Deutschland noch etwas lernen könnte. Zum Beispiel im Bereich Digitalisierung – hier ist Polen Deutschland meilenweit voraus. Seine Anfragen dazu – obwohl sie Polen in gutem Licht dastehen ließen – würden lange unbeantwortet gelassen.

Diese Wahl entscheidet über die deutsch-polnischen Beziehungen

„Unter anderem der antideutsche Kurs sorgt in Deutschland für Aufmerksamkeit“, sagt Martin Adam. Aber auch die Positionierung der PiS in ihrer Europapolitik interessiert die Hörerinnen und Hörer in Deutschland. „Es ist kein Geheimnis, dass die PiS eher EU-skeptisch ist“, sagt Adam. Aus deutscher Sicht betreibt sie eine Politik, die sich von europäischen Werten entfernt. Die Partei ist dabei in der Vergangenheit öfter auch mit den EU-Institutionen aneinandergeraten, unter anderem beim Thema Rechtsstaatlichkeit.

Andreas Schneider

Titelfoto: Austin Distel/unsplash.com

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