Das Kavaliershaus in Neudeck (Świerklaniec) ist, wenn auch interessant, nur ein Überbleibsel dessen, was die Familie von Donnersmarck in jenem Dorf geschaffen hat. Das heute nicht mehr existierende Schloss Neudeck wurde als „Kleines Versailles“ bezeichnet, so imposant war das Gebäude.
Pauline Reichsgräfin Henckel von Donnersmarck war eine berühmte Pariser Kurtisane. Der Tochter armer polnischer Juden gelang eine besondere Eroberung. Hals über Kopf verliebte sich der elf Jahre jüngere Reichsgraf Guido Henckel von Donnersmarck, einer der reichsten Männer seiner Zeit, in sie. Er überschüttete seine Geliebte und spätere Ehefrau mit Luxus, er erwarb für sie das Schloss Pontchartrain in Jouars-Pontchartrain, baute ein Hotel mitten in Paris und kaufte regelmäßig Kleidung und Schmuck im Wert von Millionen.
Quelle: Illustrierter Führer durch das Oberschlesische Industriegebiet
In enger stilistischer Anlehnung an das Schloss Pontchartrain ließ von Donnersmarck für Pauline in Neudeck ein Schloss bauen. Die Bauleitung übernahm Hector Lefeul, der damalige Chefarchitekt des neuen Louvre. Es war übrigens bereits das zweite Schloss derer von Donnersmarcks in Neudeck. Zuvor ließ Guidos Vater Carl Lazarus das alte Schloss im Tudorstil umbauen. 1906 wurde das dritte und kleinste der Schlösser vollendet: das Kavaliershaus.
In enger stilistischer Anlehnung an das Schloss Pontchartrain ließ von Donnersmarck für Pauline in Neudeck ein Schloss bauen.
Außer den imposanten Bauten beeindruckte in Neudeck eine riesengroße Parkanlage. Im englischen Stil auf 250 ha Land geschaffen, bestand es aus Hainen, kleinen Waldgebieten und Wiesen, es war von Bächen durchzogen, über die zahlreiche Brücken führten. Die Neudecker Parkanlage gehörte zu den größten Parks des Deutschen Reiches. Kaiser Wilhelm II. war häufig Gast bei den von Donnersmarcks. Besonders an den dortigen Jagdgebieten fand er Gefallen. Er erhob Graf Guido schließlich in den Fürstenstand und somit wurde Neudeck auch Fürstensitz.
Foto: Wikipedia
Nach der Volksabstimmung in Oberschlesien 1922 viel Neudeck an Polen. Doch von Donnersmarcks gute Beziehungen zu der neuen Verwaltung ermöglichten es ihm, seinen Besitz zu behalten. Erst im Jahr 1946 endete die 316-jährige Herrschaft derer von Donnersmarck in Neudeck. Kommunisten enteigneten die Adeligen. Die zwei Schlösser wurden durch die Rote Armee abgebrannt. Heute steht nur noch das Kavaliershaus und ist die größte Neudecker Sehenswürdigkeit. Auch die Parkanlage kann man besuchen. Das ehemalige Schlosstor ist heute Eingangstor des Zoologischen Gartens in Königshütte.
Anna Durecka
