Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Kleine Stadt mit großer Geschichte

Steinalt ist die Burg in Tost, sie ist Zeuge einer verworrenen Geschichte. Wahrscheinlich bereits im 12. Jahrhundert als eine polnischrechtliche Kastellanei gegründet, gehörte sie in den folgenden Jahrhunderten den Piastenherzögen von Oppeln-Ratibor sowie verschiedener Teilherzogtümer.

Die Katharinenkirche ist bis heute ein Pilgerort.
Foto: KristofferS/Wikipedia

Später regierten hier die Habsburger, bis Tost ein Teil von Preußen wurde. Tost stand unter anderem unter der Herrschaft der Grafen von Redern, der Grafenfamilie Colonna, es gehörte aber auch zum Besitz des Vaters des Romantikers Joseph von Eichendorff. Einige Grafenfamilien haben sich um diesen Ort besonders verdient gemacht. „Graf von Redern hat die Burg nach dem Brand im 16. Jahrhundert wiederaufgebaut. Die Familie Colonna, besonders Caspar Colonna, trieb die weitere Entwicklung des Ortes voran. Er hat die Toster Burg zu einem bedeutenden Fürstensitz erhoben“, erklärt Piotr Kunce, Lokalhistoriker und stellvertretender Bürgermeister von Tost.

 

Die goldene Ente

Obwohl Tost damals keine Fürstenresidenz mehr war, zeichneten doch Prunk und Schönheit diesen Ort aus. 1811 hatte ein großer Brand diese prachtvolle Burg und die Stadt vernichtet. Die Burg wurde damals nicht wieder aufgebaut. Die Grafen von Gaschin ließen vor der Burgruine ein Schloss errichten. Mit dem vernichtenden Brand von 1811 ist auch eine Legende verbunden. „Der damalige Besitzer kaufte seiner Ehefrau, Gräfin Gisela, eine goldene Ente, die in einem Körbchen auf elf goldenen Eiern saß. Die Eier sollten wertvolle Schätze enthalten oder, was wahrscheinlicher ist, Schmuck. Als sich das Feuer entfachte, nahm die Gräfin das Körbchen mit der goldenen Ente und den goldenen Eiern und floh durch einen geheimen Durchgang, den nur sie kannte. Sie gelangte ins Kellergeschoss der Toster Burg. Hier konnte sie sich vor dem Brand retten. Doch auf dem Weg dorthin hat sie das schwere Körbchen mit der Ente stehengelassen. Angeblich ruht die Ente dort irgendwo immer noch“, sagt Piotr Kunce.

Unweit des Rings befindet sich das Haus, in dem Ludwig Guttmann, der Vater der paralympischen Spiele, geboren wurde.

Zwischen der Burg und der Stadt befindet sich die katholische Pfarrkirche. Diese wurde 1201 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Am Anfang war es eine Schrotholzkirche, doch diese brannte mehrmals nieder. Um 1450 wurde die ursprünglich spätgotische dreischiffige Basilika errichtet und später barock umgestaltet. Die Kirche war und ist bis heute ein Pilgerort.

In der Nachkriegszeit wurde die Burgruine wiederaufgebaut.
Foto: Barbara Maliszewska/Wikipedia

Von dieser Kirche aus erreicht man direkt den Ring. Die Stadt ist oval angelegt, mit schachbrettartigem Straßennetz und einem rechteckigen Ring. An diesem befindet sich das klassizistische Rathaus von 1836. Auf dem Ring steht auch eine prächtige Nepomuk-Säule aus dem Jahr 1725. Diese wird gerade renoviert, rechtzeitig zu ihrem 300-jährigen Bestehen. Diese Nepomuk-Säule ist ein kleines Kunstwerk, das den Ring schmückt. Auf der Säule befindet sich eine Inschrift, die vom Baujahr zeugt.

Vater der paralympischen Spiele

Unweit des Rings befindet sich das Gebäude, in dem Ludwig Guttmann geboren wurde. Ludwig Guttmann ist der Vater der paralympischen Spiele wie auch der Special Olympics. Er kam 1899 in einer jüdischen Familie in Tost auf die Welt. Hier lebte er jedoch nur drei Jahre, danach zog seine Familie nach Königshütte. Dort besuchte Guttmann die Schule, dort hat er auch beschlossen, Arzt zu werden. Er studierte in Breslau und Freiburg im Breisgau und spezialisierte sich auf Neurochirurgie. Als Arzt praktizierte er in Breslau, doch nach der Reichskristallnacht floh er nach England.

In England hat Ludwig Guttmann für seine Patienten die ersten Sportwettkämpfe eingeführt. Und 1960 wurden dank ihm die ersten paralympischen Spiele veranstaltet.

Nachkriegstragödie

Das Toster Rathaus wurde 1836 errichtet.
Foto: Bazie/Wikipedia

1945 wurde Tost beim Einmarsch der Roten Armee stark beschädigt, das Schloss an der Burgruine wurde völlig zerstört. In den Gebäuden der Psychiatrischen Klinik in Tost wurde, zuerst von den Nationalsozialisten und ab Mai 1945 vom NKWD, ein Lager errichtet. In dem NKWD-Lager wurden etwa 4.600 Menschen, vor allem aus Bautzen, aber auch aus Oberschlesien und Breslau, interniert. „In das Lager wurden vor allem ältere Menschen, aber auch Jugendliche gebracht, die noch nicht in die Wehrmacht eingezogen worden waren. Im Zeitraum von Mai bis November sind hier aufgrund von Krankheiten, schwerer Arbeit und Unterernährung 3.500 Menschen ums Leben gekommen. Diese Opfer wurden hier, in der Sandgrube am Stadtrand, begraben“, sagt Piotr Kunce.

Dank der Initiative der Einwohner von Tost wurde an dieser Stelle nach der Wende ein Kreuz aufgestellt, das an die Opfer des Lagers erinnern sollte. Später wurde ein Gedenkplatz mit einem Gedenkstein errichtet. Die Nachkommen der Häftlinge treffen sich immer wieder in Tost und gedenken der Opfer.

Nach 1945 hat sich in Tost vieles verändert. In der Nachkriegszeit wurde die Burgruine wiederaufgebaut. Heute dient dieser Ort den Einwohnern von Tost als Kulturzentrum und den Touristen als Reiseziel.

ews

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