Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Kreissitzungen in Krisenzeiten

Im Januar und Februar hält der Verband Schlesischer Bauern seit 34 Jahren seine Kreissitzungen ab. Berichte aus der Tätigkeit des Verbandes, der ca. 1.000 Mitglieder zählt, für das vergangene Jahr und Pläne für die kommenden Monate werden vorgestellt. Ebenso sind die Bauernproteste ein wichtiges Thema.

Zu den Kreisversammlungen des Verbandes Schlesischer Bauern werden auch Experten aus verschiedenen landwirtschaftlichen Branchen und Institutionen eingeladen, um den Landwirten die wichtigsten Neuerungen und Anforderungen vorzustellen. Eines der Themen ist die Verpachtung eigener Güter für Solarzellen und Windmühlen aus rechtlicher Sicht. Der Anwalt zeigte viele Aspekte einer Verpachtung, z. B. warum die Firmen die Grundstücke nicht kaufen, sondern 29 Jahre lang pachten wollen? Was passiert, wenn die pachtende Firma aufhört zu existieren? Wer ist nach der Pachtungszeit für die nicht mehr so gut funktionierenden Solarzellen, Windmühlen oder gar deren Demontage und die Abfallentsorgung verantwortlich?

Die immer schwierigere Lage der Landwirte ist auch ein wichtiges Thema bei den Kreissitzungen, zumal am 24. Januar Bauern in ganz Europa gegen die gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union und die zollfreie und unbegrenzte Einfuhr von Agrarerzeugnissen aus der Ukraine protestierten. Auch in Städten der Woiwodschaft Oppeln wie Namslau, Neisse und Krappitz wurde protestiert. Rafał Poremba aus Oberglogau, Mitglied des Verbandes Schlesischer Bauern, fuhr einen der Trecker Richtung Krappitz: „Keiner von uns will auf die Straße, das ist nicht unser Arbeitsplatz. Die ganzen Probleme, die uns plagen, sollten am Tisch besprochen und behoben werden. Leider kommt es seit sehr langer Zeit nicht zu solchen Gesprächen. Wir kämpfen um unsere Zukunft, damit wir und die kommenden Generationen in ein paar Jahren immer noch Lebensmittel hier in unserer Heimat produzieren können“, so der junge Landwirt.

Die Kreissitzungen des Verbandes Schlesischer Bauern haben auch einen Schulungsaspekt. Foto: Manuela Leibig

„Uns werden immer höhere Anforderungen gestellt. Die Getreidepreise sind so niedrig wie vor 15 Jahren, und die Produktionskosten sind mehrmals gestiegen. Zudem führt der Handel mit der Ukraine dazu, dass die Rentabilität der Landwirtschaft in Polen sehr gesunken ist. Viele Betriebe überlegen sich, wie sie weiter existieren sollen“, erklärt Bernard Dembczak, Vorsitzender des Verbandes Schlesischer Bauern. „Mein Lieblingssprichwort ist: ´Od myszy do cesarza, wszyscy żyją z gospodarza´(Von der Maus bis zum Kaiser, jeder lebt vom Bauern). Aber es scheint sich ‚ausgesprichwortet‘ zu haben“, sagt Ewald Kamrad aus Alt Kuttendorf bei Oberglogau. Er fügt hinzu: „Meine Kollegen sagen schon, dass Landwirt zu sein heute ein sehr teures Hobby ist. Ich habe 100 Hektar Land, aber das ist heute wohl zu wenig, um davon zu leben. Meine Nachkommen sehen darin keine Zukunft”, so der Landwirt.

Für Freitag, den 9. Februar sind weitere Proteste der Landwirte geplant.

Manuela Leibig

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