Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mit Vorsicht zu genießen

Trotz gut gefüllter Gasspeicher nimmt die Bundesnetzagentur ihre Warnungen vor möglichen Engpässen in der Energieversorgung im kommenden Winter nicht zurück. Die Regulierungsbehörde sieht nach wie vor ein gewisses Risiko von Engpässen und will deshalb zum Sparen aufrufen.

Der Präsident der Agentur, Klaus Müller, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, zwar sei nach dem Stopp der russischen Gaslieferungen eine neue stabile Bezugsquelle gefunden worden, „aber es wäre verfrüht, die Warnung komplett zurückzunehmen“. Ein gewisses „Restrisiko“ sei mit der Möglichkeit eines kalten Winters in Europa verbunden, erklärte er. Darüber hinaus könnte Präsident Wladimir Putin den Ländern in Südosteuropa den Gashahn zudrehen. „Und schließlich bleibt das schwarze Szenario, dass es zu Anschlägen auf Pipelines kommt“, warnte Klaus Müller.

Sphärische Gasspeicher in Karlsruhe (Baden-Württemberg).
Foto: Ikar.us. (talk)/Wikipedia

Wieder im Zeichen der Sparsamkeit
Die deutschen Gasspeicher sind nach Angaben von Klaus Müller inzwischen zu rund 90 Prozent gefüllt, das ist deutlich mehr als im vergangenen Sommer. Auch Industrie und Haushalte haben ihren Verbrauch gesenkt und es wird weniger Gas in andere Länder geliefert. Dennoch möchte der Präsident der Bundesnetzagentur mit Blick auf die nahende Heizperiode erneut „zum Sparen und zum sorgsamen Umgang mit Gas aufrufen“. Nach Ansicht von Klaus Müller ist eine Energiepreisreform notwendig, die den windstärksten Regionen niedrigere Netzentgelte garantiert. Bisher haben diese Regionen die höchste finanzielle Belastung. „Denn es ist klar, dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien belohnen sollten. Und ich verstehe die Frustration vieler Bürger und Regionen“, erklärte er. Es gebe bereits einen entsprechenden Gesetzentwurf im Bundestag und die deutschen Regionen mit der am besten entwickelten Windenergie seien Niedersachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein.

Die deutschen Gasspeicher sind inzwischen zu rund 90 Prozent gefüllt, das ist deutlich mehr als im vergangenen Sommer.

Unterschiede bei den Energiepreisen
Der Süden des Landes hinkt dagegen hinterher. Derzeit legen die Netzbetreiber die Entgelte für die Nutzung der Windenergie fest, wobei die Tarife von Region zu Region unterschiedlich sind. Diese Gebühren sind auch Teil der Energiepreise für die Energieverbraucher. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hat errechnet, dass die Netznutzungsentgelte für Haushalte im Jahr 2023 um 18 Prozent auf durchschnittlich 9,52 Cent pro Kilowattstunde gestiegen sind. Ihr Anteil am Gesamtpreis liegt bei 21 Prozent. Wie das Vergleichsportal Check24 Ende Juni berichtete, zahlen Stromverbraucher in Staaten mit ausgebauter erneuerbarer Energie relativ hohe Netzentgelte. Energieexperte Steffen Suttner erklärte, dass die Investitionen in Wind- und Solaranlagen zu höheren Netzkosten geführt haben, die an die Verbraucher weitergegeben werden. Am meisten müssen die Verbraucher in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für ihren Strom bezahlen, am wenigsten in Bayern.

Johann Engel

 

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