Auch die deutsche Minderheit in Russland hat ähnlich wie die in Polen einen „Runden Tisch“. Dabei handelt es sich um die deutsch-russischen Regierungskommissionssitzungen, die kürzlich wiederaufgenommen wurden. Der Bundesbeauftragte Hartmut Koschyk spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Die Deutsch-Russischen Regierungskommissionssitzungen für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen finden schon seit Jahren statt und gehören zu den Grundsätzen der Tätigkeit der Russlanddeutschen auf politischer Ebene. Während früher die Sitzungen regelmäßig stattgefunden haben, gab es von 2013 bis 2016 eine Pause, weil die Zuständigkeit für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen auf die russische Agentur für Nationalitätenangelegenheiten übergegangen ist.
Die Idee eines separaten Ministeriums in Form einer Agentur kam vor einiger Zeit vom russischen Staatsoberhaupt Wladimir Putin. Dieser meinte, dass in einem vielfältigen Land, wie es Russland eben ist, man eine eigenständige Staatsinstitution braucht, die sich mit aller Kraft der Minderheitenangelegenheiten annehmen kann. Als die Idee konkreter wurde, wurde der junge russische Minderheitenexperte Igor Barinow zum Leiter gewählt. Die Agentur entschloss sich schließlich, die Deutsch-Russischen Regierungskommissionssitzungen wiederaufzunehmen, da sie ein wichtiger Beitrag zur Situation der Volksgruppe sind. Die Sitzungen ähneln in ihrer Form dem deutsch-polnischen Runden Tisch zu Fragen der Förderung der deutschen Minderheit in Polen und der Polen in Deutschland, mit der Ausnahme, dass die Russen in Deutschland hier nicht Gegenstand der Gespräche sind.
Schon seit einigen Auflagen der Sitzungen engagiert sich Hartmut Koschyk stark in deren Ablauf. Im Rahmen der diesjährigen Sitzungen wurde vor allem über die Kultureinrichtungen und die Finanzierung der Deutschen in Russland gesprochen. Für das Jahr 2017 werden die Russlanddeutschen beispielsweise wieder mit mehr als 9 Millionen Euro vom Bundeshaushalt gefördert. Die russische Seite finanziert sie hingegen mit ca. 66 Millionen Rubel (rund 890.000 Euro), was leider weniger ist, als noch in den vergangenen Jahren. Aus diesen Geldern wird zum Beispiel das für die kulturelle T’tigkeit wichtige “Deutsch-Russische Haus” in Omsk finanziert.
Bei einem Treffen, dass Anfang Dezember stattfand, verständigten sich Koschyk und Barinow auf eine Fortsetzung der Gespräche im Mai 2017. Diese werden dann im Freistaat Bayern stattfinden.
Łukasz Biły