Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Spaziergang an der Grenze

Nach einem Besuch in einer der populärsten Ecken des Isergebirges wird es Zeit, wieder Ruhe und Frieden zu genießen. Wir begeben uns 300 Kilometer weiter nach Osten, an den anderen Rand des Sudetengebietes.

Im Stadtzentrum von Olbersdorf (Město Albrechtice) angekommen, lohnt es sich vor allem einen Blick in die Mariä-Heimsuchung Kirche zu werfen. 1610 erbaut, wurde sie nach einem Brand im Jahr 1746 im spätbarocken Stil umgebaut. Nicht weit von hier befindet sich ein einzigartiges Spielzeugmuseum, in dem 80 Kinderwagen aus verschiedenen Zeiten, 90 Puppen und mehrere Teddybären als Ausstellungstücke dienen. Diese interessante Ausstellung hat jedoch keine regulären Öffnungszeiten, vor jedem Besuch muss man sich erkundigen und individuell verabreden.

Entlang einer künstlichen Grenze
Aus dem Zentrum führt uns die Zollstraße hinaus. Mit ihr gelangen wir wieder auf den grünen Spazierweg, dem wir jedoch erst begegnen, nachdem wir die tschechisch-polnische Grenze überschritten haben. Es ist schon bemerkenswert, dass ein lokaler Spazierweg der Gemeinde Olbersdorf ins Ausland führt. Dies zeigt auch, dass diese 1742 erschaffene Landesgrenze auf eine künstliche Art Oberschlesien in zwei Teile aufteilte.

Vor fast 500 Jahren im Renaissance-Stil umgebaut, ist Schloss Geppersdorf heute das schönste Gebände in der Gegend von Olbersdorf. Foto: Łukasz Malkusz

Einen weiteren Beweis dafür bekommen wir, während wir in der nächsten Stunde entlang der Goldenen Oppa spazieren. Es geht dabei durch das Dorf Troplowitz (Opawica), das sich im Kreis Leobschütz (Głubczyce) befindet. Auf dem anderen Ufer sehen wir Gebäude des Dorfes Troplowitz (Opavice) in Tschechien. Zusammen bildeten sie einst ein Städtchen. Dessen Entwicklung endete jedoch nach der Teilung komplett, und heute haben wir es nur noch mit zwei kleinen, abgelegenen Orten zu tun.

Zwischen Mittelalter und Renaissance
Letztendlich biegen wir rechts ab und überqueren die Goldene Oppa. Vor uns liegt das Schloss Geppersdorf (Linhartovy). Im 14. Jahrhundert als Wasserburg errichtet, wurde es vor 500 Jahren im Renaissance-Stil umgebaut und erhielt 150 Jahre später zusätzliche barocke Akzente. Heute ist es mit Abstand das schönste Gebäude in der Gegend. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, hier eine längere Pause einzuplanen und es zu besichtigen.

Weiter führt uns unsere Route durch den Schlosspark und an der Kirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes aus dem Jahre 1834 vorbei. Hier verlassen wir Geppersdorf und wandern in den nächsten zwei Stunden durch die mit Wald bewachsenen Hügel des Niederen Gesenkes. Dabei geht es kontinuierlich fast 300 Meter nach oben, bis wir an der auf 652 Meter hoch gelegen Ruine der Burg Bergwiese ankommen. Diese wurde in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut und nach nicht einmal einem Jahrhundert wieder verlassen. Heutzutage fällt hier vor allem die Ringmauer mit dem Graben auf.

Bis zum Auto sind es noch weitere 40 Minuten durch den Wald. Insgesamt ist unser Spaziergang durch die Umgebung von Olbersdorf eine ansehnliche Wanderung. Für die 23 Kilometer lange Strecke sollte man mindestens 7 Stunden reservieren, und das, wenn man keine Pausen und Besichtigungen einrechnet. Dazu erwarten uns 506 Meter an Höhenunterschied. Es ist also eine ideale Herausforderung für einen langen Julitag.

Łukasz Malkusz

Show More