Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Weniger Fische in der Oder!

Die Umweltkatastrophe in der Oder im vergangenen Jahr hat zu einem drastischen Rückgang der Fischpopulationen geführt, während gleichzeitig giftige Algen im Fluss zu finden sind, warnen deutsche Wissenschaftler. Die Situation sei „bedrückend“, räumte Bundesumweltministerin Steffi Lemke ein, nachdem sie sich Ende Juni dieses Jahres in Berlin mit einem vorläufigen Bericht des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zur Oder befasste.


Der Bericht über die seit Februar 2023 durchgeführten Untersuchungen kann als Bilanz der Verluste nach der ökologischen Katastrophe in der Oder im vergangenen Jahr bezeichnet werden, als eine giftige Goldalgenblüte laut IGB-Bericht rund tausend Tonnen Fische tötete. Nach Angaben deutscher Wissenschaftler hat sich der Fischbestand im deutsch-polnischen Grenzfluss durch die Katastrophe um 53 bis 67 Prozent reduziert!!! Am stärksten im mittleren Abschnitt der Oder. Die größten Verluste von 86 bis über 90 Prozent gibt es bei Fischarten wie Brachse, Bachforelle, Ukelei, aber auch Zander, Barbe, Kaulbarbe und Quappe.

 

Obwohl die Ergebnisse der Studie alarmierend sind, gibt es nach Ansicht der Wissenschaftler auch Anzeichen dafür, dass sich die Fischpopulation erholen könnte.

Günstige Bedingungen für Algenwachstum
Obwohl die Ergebnisse der Studie alarmierend sind, gibt es nach Ansicht der Wissenschaftler auch Anzeichen dafür, dass sich die Fischpopulation innerhalb weniger Jahre erholen könnte, vorausgesetzt, die ökologische Katastrophe wiederholt sich nicht. Dem Bericht zufolge ist trotz der schweren Verluste keine Fischart vollständig aus der Oder verschwunden. Auch während der Laichzeit wurden große Exemplare gesichtet, und im Frühjahr herrschten gute Bedingungen für die Fortpflanzung, unter anderem dank der Überflutung von Auenwiesen, die zu Laichplätzen wurden. Gegenstand des Forschungsprogramms des IGB war auch eine Goldalge. Zur Erinnerung: Die Einleitung von salzhaltigen Abwässern in die Oder im Sommer 2022 ermöglichte die Massenentwicklung der Alge, die ein für Fische, Muscheln und Schnecken tödliches Gift produziert. „Durch das massive Wachstum hat sich diese Alge im gesamten untersuchten Flusslauf etabliert“, so die deutschen Wissenschaftler. Besorgniserregend war auch der Fund von kürzlich verendeten Fischen im Gleiwitzer Kanal. Dies belegen Wasserproben von 20 untersuchten Stellen. Das IGB sammelt diese Proben jeden Monat und analysiert sie mit molekularbiologischen Verfahren. Im Moment ist die Algenkonzentration im Vergleich zum Vorjahr noch gering, nimmt aber „derzeit stark zu“. Sie scheint sich seit März dieses Jahres entlang der gesamten Oder auf deutschem Gebiet vervielfacht zu haben.

Infolge der Umweltkatastrophe des letzten Jahres sind in der Oder rund eintausend Tonnen Fische verendet! Leider ist der aktuelle Zustand des Flusses immer noch bedrückend, alarmieren deutsche Wissenschaftler!
Foto: Hanno Boeck/Wikipedia

Salzeinleitungen reduzieren
„Es zeigt sich, dass der Mensch nach wie vor ein günstiges Milieu für das Algenwachstum schafft, es besteht die Gefahr, dass sie sich wieder massiv vermehren“, warnt das IGB. Gleichzeitig empfiehlt es, die Einleitung von salzhaltigen Abwässern in die Oder deutlich zu reduzieren. Außerdem empfehlen die Wissenschaftler ein Umdenken bei der Bewirtschaftung des Flusses und eine „Verlagerung auf naturnahe Lösungen“. Bundesumweltministerin Steffi Lemke bekräftigte ihre Forderung nach einer Begrenzung der Salzeinleitungen in die Oder aus Anlagen auf der polnischen Seite der Grenze sowie nach einem Stopp des Oderausbaus. Allerdings habe sie in Polen bisher keinen „Paradigmenwechsel“ in dieser Frage feststellen können.„Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Das gesamte Ökosystem der Oder ist nach der ökologischen Katastrophe des Sommers 2022 immer noch schwer geschädigt. Es gibt nur noch halb so viele Fische. Es gibt zwar Anzeichen dafür, dass sich der Fischbestand zu erholen beginnt, aber jede weitere Belastung der Oder hätte dramatische Folgen, und zwar für sehr lange Zeit”, betonte Steffi Lemke in der Pressemitteilung und resümierte: „Deshalb müssen auf polnischer Seite die Salzeinleitungen angepasst und der Ausbau der Oder gestoppt werden“.

K. Ś.

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