Am 2. April 2015, so erfuhren wir aus der lokalen Zeitung, wurde in Hannover der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz in Hannah-Ahrendt-Platz umbenannt. Als Auslöser dafür wurde die Dissertation der Göttinger Historikerin Teresa Nentwig genannt, die schwerwiegende Makel am Verhalten des Ersten Ministerpräsidenten Niedersachsens Hinrich Wilhelm Kopf während der Zeit von 1939 bis 1943 als sog. „Treuhänder“ in Ostoberschlesien entdeckt haben will, unter anderem die Schändung der jüdischen Friedhöfe in Czieschowa (Cieszowa) und in Köningshütte (Chorzów) sowie Bereicherung am jüdischen und polnischen Vermögen.
Anfang Mai 2015 waren wir mit einer kleinen Gruppe in Oppeln und besuchten unter anderem auch die Geschäftsstelle und die Redaktion der Zeitschrift Wochenblatt. Dort wurden wir mit den Recherchen des Redakteurs Johannes Rasim über die beiden Friedhöfe konfrontiert, die den Krieg unversehrt überdauerten sowie über die jüdische Gemeinde in Czieschowa, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts dort gar nicht existent war (siehe Wochenblatt 1205 und 1206).
Die Aktivitäten in Hannover strahlten auch nach Wolfsburg aus, wo es im Stadtteil Detmerode eine Hinrich-Kopf-Straße gibt. Dort versuchten „Antifaschisten” ebenfalls eine Umbenennung zu erwirken. Im Juni beschloss der Ortsrat, die Straße umzubenennen. Damit waren die Anwohner jedoch nicht einverstanden und wehrten sich, und auch ich wurde aufgrund der Informationen, die ich von Ihnen hatte, aktiv. Ich schrieb Briefe an mehrere Stellen mit gleichen Inhalten: Die „Wolfsburger Nachrichten“ veröffentlichte meinen Brief als Leserbrief, der Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg schrieb eine Stellungnahme – sprach sich aber für die Umbenennung aus. Seitens der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“, der Ratsfraktionen von SPD und CDU und der jüdischen Gemeinde in Wolfsburg gab es keine Rückmeldung.
Am 2. November hat dann die Stadt Wolfsburg in Detmerode zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, an der ich auch teilgenommen habe. Hier prallten die Meinungen aufeinander. Gegen Ende der Veranstaltung beschloss der Ortsratsvorsitzende, das Thema in der nächsten Ortsratssitzung erneut zur Entscheidung zu stellen. Die Entscheidung kam dann im Januar 2016: Bei einer Gegenstimme sollte es keine Namensänderung geben.
Rudolf Schwarz (Wolfsburg)