Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Wir verlieren nicht die Hoffnung“

Bereits am 3. Februar veranstaltete die in Potsdam angesiedelte Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi (GdpN) ein Onlinegespräch zur Lage der deutschen Minderheit in Polen. Als Gast zugeschaltet war Rafał Bartek, Vorsitzender des Sejmiks der Woiwodschaft Oppeln und zugleich Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD).

Im Mittelpunkt des Gesprächs, das vom GdpN-Vorstandsvorsitzenden Christian Schmidt moderiert wurde, standen die aktuellen Tendenzen rund um den innerpolitischen Umgang mit der deutschen Minderheit in Polen, insbesondere die kürzlich vom Sejm beschlossenen Subventionskürzungen für den hiesigen Schulunterricht in Deutsch als Minderheitensprache.

Rafał Bartek betonte zunächst, dass sich die polnische Mehrheitsgesellschaft gegenüber der deutschen Minderheit in den letzten Jahren sehr geöffnet habe. Die Politik hingegen bereite der Minderheit immer wieder Probleme. „In Polen gab es seit 1990 keine einzige Parlaments- oder Präsidentenwahl, bei der es nicht den deutschen Gegner gegeben hätte. Es wurde immer die ‚deutsche Karte‘ gezogen; das ist leider bis heute so geblieben und hat sich jetzt nochmals verschärft“, sagte Bartek mit Blick auf die seit einiger Zeit wieder häufiger auftretenden Anfeindungen gegen die deutsche Minderheit. Er befürchte deshalb, dass sich viele ihrer Mitglieder nunmehr „zurückziehen und – quasi wie zu Zeiten der Volksrepublik Polen – wieder Angst davor haben, sich als Deutsche zu bekennen.“

Die Entscheidung der polnischen Regierung, nur der deutschen Minderheit die finanziellen Mittel für den muttersprachlichen Unterricht zu kürzen, bezeichnete Rafał Bartek als „rechtswidrig“ und „unglaublich“. Die Deutschen in Polen und vor allem die betroffenen Kinder seien zu Geiseln der deutsch-polnischen Politik geworden. „Ich hätte nie gedacht, dass es jemals wieder zu so einer Situation kommen würde“, so Bartek.

Weiter erklärte er, dass in der deutschen Politik oft nicht wahrgenommen beziehungsweise unterschätzt werde, „dass die Polen mit dieser antideutschen Politik auf sich aufmerksam machen wollen. Sie fühlen sich von der deutschen Politik missachtet. Und da hat man sich dazu entschlossen, den Deutschen, die hier vor Ort leben, etwas anzutun – obwohl wir loyale Bürger dieses Landes sind.“

Mit den Mittelkürzungen sei eine weitere Grenze dessen, was denk- und machbar ist, verschoben worden, machte Bartek deutlich. Das ausgesendete Signal der Sejm-Entscheidung: Gegen die deutsche Minderheit dürfe man in derartiger Weise vorgehen und ihnen etwas wegnehmen. „Und das wird von vielen Menschen auch noch beklatscht“, beklagte der SKGD-Vorsitzende. „Das macht uns Angst.“

Zwar würde man nicht die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Situation verlieren; die Frage sei aber, wie viel weiterer Schaden in der Zwischenzeit noch verursacht wird. Nichtsdestotrotz: „Ich setze auf die Stärke der Gesellschaft, die stärker sein wird als die verrückte Politik, die wir zurzeit haben“, meinte Rafał Bartek nicht ohne einen gewissen Optimismus.

ln

Den Podcast zu dem Gespräch mit Rafał Bartek können Sie sich auf der Webseite der GdpN anhören: https://gdpn-sasiedzi.org/podcast. Dort finden Sie bislang 41 Folgen zu verschiedenen Themen der deutsch-polnischen Beziehungen.

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