Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Pastor Wojciech Pracki

13. Sonntag nach Trinitatis

Lesungen: 3. Buch Moses 19,1-3.13-18.33-34; Lukasevangelium 10,25-37
Predigttext: 1. Johannesbrief 4,7-12

Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns seine Liebe geschenkt. Er gab uns seinen Sohn, der alle Sünden auf sich nahm und sie gesühnt hat.
1. Johannesbrief 4,10

Neulich kam mir nach dem Sonntagsgottesdienst ein Gemeindemitglied entgegen mit einem besonderen Gedanken: „Ja, Herr Pfarrer, Gott liebt uns, aber was ist mit der Gottesliebe bei der Eroberung des Gelobten Landes und der Grausamkeit des Volkes Gottes den Eroberten gegenüber?“ Gleich kam auch die nächste Frage:„Oder mit dem König David und seinem kleinen Sohn, der als Neugeborener für die Sünde seines Vatersstarb?“Dazu habe ich auch mich angeschlossen:„Ja, und warum mussten alle durch die große Flut in Zeiten Noahs sterben?“

Das sind alles wichtige Fragen, die ich auch als Theologe nicht in der Lage bin zu beantworten. Das gab ich natürlich auch in diesem Gespräch zu. Die Theologie gibt viele Antworten, aber nicht auf alle schwierigen Fragen. Ich habe nur eine Antwort: Zum Glück haben wir nicht nur das Alte Testament mit den grausamen Geschichten, sondern auch das Neue – mit der Liebe als Hauptmotiv.

 

Es ist eine gute Gelegenheit, aus der grausamen Erfahrung zu lernen, um Liebe zu leben.

Wir stellen auch gegenwärtige Fragen, die wenig mit den biblischen Geschichten verbunden sind: Warum ließ Gott den Holocaust zu? Warum ließen sich so viele vom Nationalsozialismus und kommunistischer Ideologie verführen? Oder wie ist es möglich, dass Menschen wie Putin und seine Akolythen fast unbegrenzt und terroristisch handeln können?
Diese Fragen werden sehr oftan Gott gerichtet und wecken Zweifel am Glauben. Sie führen auch ziemlich oft zum Aufgeben des Glaubens. Als Pfarrer, Theologe kann ich sie auch nicht beantworten und möchte es auch nicht versuchen. Aber ich freue mich, dass wir Christen, unabhängig von der Konfession, das Neue Testament haben. Das Alte ist auch gut, aber das Neue – besser!

Bibelleserinnen und -leser merken es bestimmt, dass Gott selbst einen Wandel erlebt in seiner Einstellung zum Menschen. Von Anfang an leistet der Mensch Widerstand Gott gegenüber,beginnend im Garten von Eden. Gott reagiert, er bestraft. Liebe und Enttäuschung sind Gefühle, die zu Seiner Erfahrung gehören. Mit dem neutestamentlichen Wirken von Jesus hört aber die Zeit des Bestrafens auf. Die Wandlung der Einstellung Gottes besteht inder Feststellung, dass Gott selbst sich in Gestalt seines Sohnes für unsere Sünden opfert. Dies geschieht am Kreuz. Dabei bleibt immer noch das Problem menschlicher Grausamkeit, wie zum Beispiel die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine beweisen. Warum lässt es Gott zu? Die Welt ist kein Theaterspiel mit Gott als Regisseur. Er gibt den Menschen Freiheit im Handeln und Entscheiden. Wir sind keine Marionetten. Gott bestraft nicht sofort. Er wartet auf eine Wandlung oder Umwandlung des Menschen, indem der Mensch – Sie und ich – auf Gottes Liebe mit eigner Liebe antwortet.

Der September fängt an. Das neue Schuljahr beginnt. Der Anfang der Schule ist in Polen mit dem Gedenken an den Zweiten Weltkrieg verbunden. Ich denke, es ist eine gute Gelegenheit, aus der grausamen Erfahrung zu lernen, um Liebe zu leben. Amen.

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