Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sie wollten sich integrieren

Zu einer Führung durch den jüdischen Friedhof in Oppeln hatte am 21. August die Woiwodschaftsbibliothek eingeladen. Es war eine seltene Gelegenheit mit fachkundiger Begleitung, die Geschichte der Begräbnisstätte zu entdecken.

Über die Geschichte des Friedhofs, der in der heutigen ul. Granicznaliegt, berichtete Halina Łabęcka, die zusammen mit Pfarrer Prof. Stanisław Rabiej eine zweiteilige Monografie über die Begräbnisstätte in Oppeln verfasst hat. Auf dem Friedhof kann man die Geschichte der Juden in Oppeln von der Gründung ihrer Gemeinde bis zum Zweiten Weltkrieg erkunden. An den Denkmälern sieht man, wie sich die jüdische Gemeinde bis zum Holocaust entwickelt hat. „Die Oppelner Jüdische Gemeinde war liberal, d.h. sie stand der damaligen deutschen Mehrheitsbevölkerung der Stadt offen gegenüber. Und weil sie sich mit den Deutschen integrieren wollten, entfernten sie sich von der eigenen Tradition. Das kann man auf diesem Friedhof im zweiten Abschnitt sehen, der sich bereits zu verändern beginnt. Da gibt es noch viele Bezüge zur jüdischen Grabtradition, aber es sind bereits modernistische Einflüssesichtbar“, sagt Halina Łabęcka.

Die Veranstaltung der Woiwodschaftsbibliothek war eine einmalige Gelegenheit den jüdischen Friedhof kennen zu lernen. Foto: DAZ

Der dritte Teil des Friedhofs ähnelt mit seinen Grabsteinen dann schon einem katholischen oder evangelischen Friedhof. Somit unterscheidet sich auch dieser jüdische Friedhof von anderen in der Woiwodschaft Oppeln.
Die Ruhestätte ist für die Geschichte der Stadt von Bedeutung, denn dort ruhen auch viele, für die Oppelner Woiwodschaftverdiente Bürger. Zu ihnen gehört der am längsten in Oppeln wirkendeRabbiner Adolph Wiener sowie Mitglieder der Brauereibesitzer-Familie Friedländer. Der bekannteste aus dieser Familie war Siegfried Friedländer. „Im Jahr 1875 wurde er als der einzige Jude in der Geschichte Oppelns zum Vorsitzenden des Stadtrates gewählt, was dem heutigenAmt des Stadtpräsidenten entspräche. Und Wiener wiederum wurde als einzigem Juden der Stadt die Oppelner Ehrenbürgerschaftverliehen“, erzählt Halina Łabęcka.

Auf dem jüdischen Friedhof in Oppelnruhen auch viele, für die Oppelner Woiwodschaftverdiente Bürger.

Nach der Führung wurden alle Teilnehmer zu einer Filmvorführung in das Dokumentations- und Ausstellungzentrum der Deutschen in Polen eingeladen. Es wurde der Film „Moses‘ Erbe“ gezeigt. Dabei gab es auch Zeit für weiterführende Gespräche und Diskussionen.

es/ru

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