Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Gedanken sind frei

Doch gegen die Einwohner

Als ich in der Sitzung des Stadtrats von Guttentag am Montag hörte, dass der Bürgermeister einen Antrag der diskriminierten deutschen Minderheit in Polen sowie eine von fast 1.200 Einwohnern unterzeichnete Petition abgelehnt hatte, die darauf abzielte, den Bildungsschaden zu minimieren, der durch den Entzug des Deutschunterrichts für ihre Kinder entsteht, hielt ich es für notwendig, auf die ethische Seite dieser Angelegenheit hinzuweisen. Das ist wichtig, denn paradoxerweise bekennen sich Politiker, die vor unseren Augen das demokratische System abbauen oder Menschen- und Bürgerrechte verletzen, nicht selten zu ihren angeblich christlichen Werten. Immerhin ist der Urheber der Diskriminierung, Przemysław Czarnek, immer noch Professor an der Katholischen Universität Lublin!

Ich erinnerte mich dabei an den Besuch von Mitgliedern der Sejm-Kommission für nationale und ethnische Minderheiten bei Erzbischof Alfons Nossol, der nach einem kurzen Gespräch feststellte, dass fast keiner der Abgeordneten die Botschaft „Um Frieden zu schaffen, Minderheiten achten“ von Johannes Paul II. gelesen hatte. Der Papst hatte sie 1989 verfasst, als es die Europäische Sprachencharta oder das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten noch nicht gab. Er war den Politikern voraus, als er betonte, dass die Rechte der nationalen Minderheiten auf ihre Sprache und ihre eigene Kultur Teil der Menschenrechte sind, die vollständig auf dem Christentum beruhen. Ich habe den Stadträten und dem Bürgermeister zwei Sätze aus dieser Botschaft vorgelesen: „Als Glieder der einen Familie Gottes können wir unter uns keine Spaltungen oder Diskriminierungen dulden. (…)Wenn die Kirche von Diskriminierung im Allgemeinen (…) von jener besonderen spricht, welche die Minderheitsgruppen trifft, so wendet sie sich vor allem an die eigenen Mitglieder, wie immer auch ihre Stellung oder Verantwortung innerhalb der Gesellschaft sein mögen. Wie es in der Kirche keinen Platz für Diskriminierung geben kann, so kann auch kein Christ bewusst Strukturen oder Verhaltensweisen ermutigen oder fördern, die Menschen von Menschen, Gruppen von Gruppen trennen.”

Ich glaube, dass Johannes Paul II. uns diese Worte für Situationen wie diese hinterlassen hat, in denen es die moralische Pflicht von Christen, die jegliche Ämter ausführen, ist, sich gegen die unterschiedliche Behandlung von Bürgern zu wehren, wie es derzeit der Fall ist, wenn nur Kinder, die Deutsch als Minderheitensprache lernen, im Gegensatz zu litauischen, weißrussischen oder ukrainischen Kindern um zwei Drittel ihres Unterrichts beraubt worden sind. Obwohl die Schuld bei den regierenden Parteien in Warschau liegt, ist es eine Beleidigung für ihre Seriosität, wenn sie zustimmen, die Rechte der Bürger zu verletzen und der Bildung der Kinder zu schaden, was nur mit den finanziellen Problemen der Gemeinde begründet wird. Daher weiß ich, dass nicht die Finanzen, sondern andere Prioritäten der Grund dafür sind. Dies gilt umso mehr, als fast alle Gemeinden in der Umgebung von Guttentag, die die gleichen Bedingungen haben, zusätzlichen Deutschunterricht anbieten.

Bernard Gaida

 

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