Über die Unterschiede zwischen Deutschland und Polen und die Umstellung zwischen den Schulsystemen nach der Rückkehr nach Polen sprach Andrea Polański mit der 17-jährigen Schülerin Kinga Kacuba.
Wie kam es dazu, dass Du aus Deutschland nach Polen gezogen bist?
Meine Eltern stammen beide eigentlich aus Oppeln und auch ich bin hier geboren. Als ich drei Jahre alt war, zogen wir nach Deutschland in die Gegend rund um Köln, wo wir elf Jahre lebten. Meine Eltern wollten schon immer in Polen wohnen und da war es für mich schon von Anfang an klar, dass später die Zeit kommen wird, um nach Polen zurückzukehren.
Wie war es anfangs für Dich, sich in der neuen Realität wieder zu finden?
Es war wirklich nicht so schwierig, wie gedacht. Etwas Heimweh hatte ich schon und bis heute denke ich manchmal an die Zeiten in Deutschland zurück, aber ich habe mich relativ schnell an das Leben hier gewöhnt. Sogar in der Schule waren meine Noten wirklich gut, seitdem ich in Polen ankam. Die Familie war auch sehr verständnisvoll und half mir und meinen Geschwistern, sich an die neue Realität anzupassen.
Zwischen Deutschland und Polen gibt es ja zahlreiche Unterschiede, aber welche sind Dir aus der Perspektive einer jungen Person, einer Schülerin, besonders aufgefallen?
Es gibt sehr vieles, was anders ist. Deutschland ist ein ganz anderes Land. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten, aber im täglichen Leben merkt man diese seltener. Erstens: Deutschland hat eine enorme Vielfalt an Kulturen zu bieten und das kann man als Schüler tagtäglich miterleben. Wir hatten an unserer Schule katholische, evangelische und islamische Religion und meine Klasse bestand aus Menschen aus Indien, Spanien, Russland, der Türkei und vielen anderen. In Polen, na ja, es geht hier etwas monotoner zu. Zweitens: In den polnischen Schulen lernt man viel mehr, als in den Schulen in NRW und es gibt hier auch viel bessere Hilfe für begabte Schüler. Wenn man in etwas gut ist, kann man an einer Olympiade teilnehmen. In Deutschland gibt es nicht so viele Möglichkeiten, um seine Talente zu fördern. Hier in Polen wird jedes besondere Talent gern gesehen und bringt einige Profite mit sich mit. Das sind die zwei Dinge, die ich besonders gemerkt habe. Natürlich sind auch die Menschen und die Politik in den Ländern unterschiedlich.
Wenn wir beim Thema Schule sind, dann stellt sich die Frage, wie die Umstellung aussah. In Polen gibt es ja ein anderes Schulsystem und das Lernmaterial unterscheidet sich auch von dem in Deutschland.
Am Anfang bekam ich Einzelunterricht in der Schule, um das ganze Material, welches in den polnischen Schulen gelernt wird, nachzuholen. Das war schon eine Menge Stoff, den ich neu lernen musste. Besonders in Mathe war der Unterschied enorm. Ich habe vieles ganz anders gerechnet und mir wurde es mit ganz anderen Methoden beigebracht, als es die Schüler in Polen lernen. Polnisch war für mich ebenso eine große Last. Ich konnte die Sprache und ich habe sie auch verstanden, aber ich war selbstverständlich nicht auf so einem hohen Niveau, wie die Schüler in meiner neuen Klasse. Dazu kam auch noch, dass ich alles, was ich vorher in Deutsch lernte, so gesagt auch im Polnischen verstehen musste.
Ist es Dir wichtig, Deine deutsche Identität weiter zu pflegen, obwohl Du dort nicht mehr wohnst?
Ja, sehr wichtig. Ich lebte 11 Jahre lang in Deutschland, da will ich diese Jahre und dieses Wissen, welches ich über die Jahre gelernt habe, nicht wegwerfen. Das ist so gesagt ein Teil von mir.
Bei der Deutschen Minderheit kennt man Dich schon aus der Redaktion des Jugendmagazins „BÄM“ und Du wurdest auch beim Journalismus-Wettbewerb des BJDM ausgezeichnet, also kann man daraus schließen, dass Du gern schreibst. Welche Themen interessieren Dich?
Da gibt’s einiges. Ich interessiere mich sehr für die ganze aktuelle Lage, also alles rund um die Tagesnachrichten. Egal, ob es jetzt in Polen, Deutschland oder irgendwo anders in der Welt passiert, über diese Themen schreibe ich am liebsten. Natürlich mag ich es, auch mal Menschen das Leben in Deutschland etwas näher zu bringen, wie ich es im „BÄM“ tue.
Was sind außerdem noch deine Hobbys?
Neben dem Schreiben mag ich es auch noch zu lesen. Besonders Romane und deutsche Poesie aus der Romantik gefallen mir. Seitdem ich in Deutschland Goethes Werke kennengelernt habe, lese ich diese sehr gerne. In Polen habe ich mich auch dem Fotografieren und Malen gewidmet. Ich tue es, um mich etwas zu entspannen, nach oder vor dem Lernen. Außerdem backe ich in dieser Zeit sehr viel, egal ob Brot, Kuchen oder Torten. Ich probiere alles aus.