Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Quempas geht um

Rummelsburg in Pommern (Miastko): Am Samstag vor dem zweiten Advent (03.12.) veranstaltete der Rummelsburger Bund der Bevölkerung deutscher Abstammung wieder das traditionelle Quempas-Singen. Mit dem Krappitzer Chor war abermals eine Gesangsgruppe aus Schlesien zu Gast in der örtlichen Stadtkirche.

„Wir sind schon das dritte Mal beim Quempas in Rummelsburg dabei“, erzählt Anna Maria Weinert vom Krappitzer Chor. „Dass wir wieder eingeladen worden sind, hat uns sehr gefreut – und natürlich sind wir gern zu dieser traditionsreichen Veranstaltung hierher nach Pommern gereist.“

Auch in diesem Jahr fand das Weihnachtssingen wieder in der Rummelsburger Stadtkirche (Kościół pw. Najświętszej Marii Panny Wspomożenia Wiernych) statt, die bis 1945 evangelisch war und seitdem als katholisches Gotteshaus genutzt wird. Eingebettet war der Quempas in einen ökumenischen Gottesdienst, der von Pfarrer Dariusz Jastrząb und Dirk Klinger geleitet wurde. Letzterer ist der Vorsitzende des Heimatkreises Rummelsburg mit Sitz im niedersächsischen Bad Fallingbostel und darf vertretungsweise bestimmte liturgische Tätigkeiten eines evangelischen Geistlichen ausüben.

Der Krappitzer Chor in Aktion
Foto: privat

„Er, den die Hirten lobten“

Die Wurzeln des Quempas-Singens reichen bis in die vorreformatorische Zeit zurück und sind daher katholisch. Heute wird der Brauch aber überwiegend von Protestanten gepflegt. Der Name „Quempas“ leitet sich dabei von der Textzeile „Quem pastores laudavere” eines lateinischen, kirchlichen Weihnachtsliedes ab. Wörtlich übersetzt bedeutet der Ausdruck „Er, den die Hirten lobten“.

Gewöhnlich nehmen vier Chöre an einem Quempas teil; jeder von ihnen steht in einer anderen Ecke der Kirche. „Und dann singen wir abwechselnd, mal auf Latein, mal auf Deutsch“, erklärt Anna Maria Weinert den Ablauf in Rummelsburg.

Ein zentrales Element des Ganzen ist zudem die sogenannte Quempas-Krone, eine Art Weihnachtspyramide, die während des Wechselgesangs in der Mitte der Kirche steht.

Die Quempas-Krone in Rummelsburg
Foto: privat

Von Rummelsburg nach Deutschland – und wieder zurück

In Rummelsburg durften ursprünglich nur bestimmte Personen am Quempas teilnehmen, vor allem die Handwerker, insbesondere die Tuchmacher, denn früher gab es in der kleinen Stadt an der Stüdnitz (Studnica) sechs Tuchmanufakturen. Später übernahmen die Konfirmanden das Singen und der Quempas wurde immer am ersten Weihnachtsfeiertag um sechs Uhr morgens abgehalten. Die Rummelsburger nannten diesen Gottesdienst deshalb auch „Frühkirche“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das Quempas-Singen in Rummelsburg in Vergessenheit, da die meisten Deutschen vertrieben oder ausgesiedelt wurden. Viele von ihnen fanden im Raum Hamburg und in Niedersachsen eine neue Heimat – und hielten die Tradition dort am Leben.

Erst Mitte der 1990er-Jahre kehrte der Quempas nach Rummelsburg zurück und wird seither von der dort organisierten deutschen Minderheit veranstaltet. Mit dabei sind immer auch zahlreiche der früheren deutschen und der heutigen polnischen Einwohner der Stadt sowie Gäste von außerhalb. Heute findet der Quempas aber nicht mehr am ersten Weihnachtsfeiertag statt, sondern am Samstag vor dem zweiten Adventssonntag.

Gelungene Veranstaltung

Dem Krappitzer Chor um Anna Maria Weinert hat die Teilnahme am diesjährigen Quempas viel Freude bereitet. Im Anschluss an das gemeinsame Singen hat sich die Gruppe noch mit den Angehörigen der örtlichen deutschen Minderheit und einigen Vertretern der Stadt in einem Lokal zu einer kleinen Weihnachtsfeier getroffen – bei der natürlich auch einige Chorlieder zum Besten gegeben wurden. „Da war eine tolle Stimmung“, sagt Anna Maria Weinert.

Im Anschluss an das Quempas-Singen traf sich der Krappitzer Chor noch mit der Rummelsburger deutschen Minderheit und einigen Vertretern der Stadt in einem Lokal zu einer kleinen Weihnachtsfeier.
Foto: privat

Am Morgen des zweiten Advents hatte der Chor dann noch einen Auftritt bei der regulären Sonntagsmesse in der Stadtkirche. „Während des Gottesdienstes haben wir vier Weihnachtslieder gesungen. Und als wir fertig waren, haben uns die Leute stehend applaudiert“, freut sich Anna Maria Weinert.

Es war sicherlich nicht der letzte Auftritt des Krappitzer Chors in Rummelsburg. Schon im kommenden Sommer möchten die Frauen und Männer aus Schlesien wiederkommen, um beim dortigen Festival der Regionen ihre Gesangskünste zu präsentieren.

Lucas Netter

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