Quo vadis Europa?
Im Februar empfing meine Pfarrei die Schwestern von der Hl. Elisabeth aus ihrem Provinzhaus in Kattowitz. Bis vor drei Jahren, ununterbrochen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, hatten sie auch ein eigenes Kloster in Guttentag, von dem aus sie jahrzehntelang das Krankenhaus und dann die Pfarrei betreuten. Als ich von ihrer Entscheidung erfuhr, das Kloster aufzulösen, was einen weiteren Schritt zum Verlust des kulturellen Erbes der Stadt bedeutete, war ich kritisch. Am Sonntag erklärten die Schwestern rational die Notwendigkeit dieser Entscheidung.
In der gesamten Provinz gab es über 30 Klöster, von denen nur noch 13 übrig sind. Es gibt 94 Schwestern, darunter 27 über 80 Jahre alt und 36 zwischen 60 und 80 Jahren. Das bedeutet, dass nur ein Drittel der Schwestern das Rentenalter noch nicht erreicht hat und wie in jeder Familie die Herausforderung darin besteht, sich um die ältesten und kranken Schwestern zu kümmern. Mittlerweile steht das Noviziat leer und muss die Räume für alte und bettlägerige Schwestern genutzt werden.
Hätte das die Selige Maria Luiza Merkert vorhersehen können, als sie 1850 ihr Anwesen in Neisse verkaufte und begann, sich um die Kranken zu kümmern. Mit ihrer Freundin gründete sie die Kongregation der Schwestern und wählte zur Patronin die Heilige Elisabeth, die als Herzoginwitwe bekannt war und sich in Marburg um die Kranken und Armen kümmerte. Die weltweite Entwicklung dieser Idee aus Schlesien führte dazu, dass das Generalhaus von Neisse nach Breslau übersiedelte und, von der Grenzänderung ab 1946 mitgerissen, wie Hunderttausende Schlesier hier und da in Deutschland weilte, um sich im Jahr 1974 schließlich in Rom niederzulassen. Ihr Motto „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt“ erlebte ich in meiner Kindheit, als die einzige Person, die mich nach meiner Gelbsucht-Erkrankung besuchte, Schwester Pacyfika von den Elisabeth-Schwestern war.
Zieht dieses Motto junge Menschen nicht mehr an, da das Noviziat leer ist? Unterdessen war ich vom Optimismus der Schwestern überrascht, denn ich verstand, als ich von einer von ihnen erfuhr, dass sie neun Jahre lang in Sibirien war, wo über dreißig Schwestern im Noviziat sind. Die meisten von ihnen rekrutieren sich aus einheimischen Deutschen, die ursprünglich an der Wolga lebten. Übrigens ist auch der örtliche Bischof Joseph Werth ein Nachkomme von Deutschen, die von der Wolga nach Kasachstan deportiert wurden. Auch in Vietnam, Tansania und Brasilien nimmt die Zahl der Schwestern von der Hl. Elisabeth zu. Schwestern aus Vietnam bereiten sich derzeit auf die Arbeit in Europa vor. Meine Gesprächspartnerin lächelte und sagte, dass Gott uns die Ernte nicht immer dann und dort gibt, wo wir sie erwarten.
Ich dachte, dass sich die Europäer in einer dekadenten Zeit befinden, in der Proteste, Streiks, demografische Krisen, die Abkehr von christlichen Werten, Kriege und die Gefahr ihrer Ausbreitung dies nur noch verschlimmern.
Bernard Gaida
Titelfoto: „Elisabeth pflegt Kranke“ im Elisabethfenster (vor 1250) in der Elisabethkirche in Marburg (Foto: © Heinrich Stürzl, Wikimedia, CC BY-SA 4.0)