Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Tradition der kunstvollen Flechtkunst

Vor allem Frauen haben sich in Schlesien der Kunst verschrieben, kunstvolle Erntedankkronen aus goldenen Getreidekörnern zu flechten, die nicht nur die reiche Ernte ehren, sondern auch die handwerkliche Geschicklichkeit und die Verbundenheit zur Natur zelebrieren. Die lokale Tradition wurde jetzt vom Ministerium für Kultur und nationales Erbe gewürdigt und in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes eingetragen.

In Gogolin werden Erntekronen in einem charakteristischen Gewebe hergestellt, der sogenannten „durchbrochenen Art“. Die erste Krone dieser Art wurde 1961 vom bekannten Volkskünstler Jerzy Lipka aus Gogolin geschaffen. Diese Technik gewann schnell an Popularität und „revolutionierte“ das Flechten von Erntekronen.

 

Vorbereitungen
Ein wichtiges Element der Tradition für die zukünftige Krone ist die Zeit der Getreideernte. Früher waren Erntekronen sehr bescheiden, aber immer aus den schönsten Ähren. Diese einfachen Kränze wurden mit Obst und Gemüse verziert. Heute sind sie wahre Kunstwerke. Die aufwendige Flechttechnik erfordert ein hohes Maß an Geschick und Geduld und spiegelt die Hingabe der Frauen wider, die diese Tradition am Leben erhalten.

Frauen arbeiten an der Erntekrone. Foto: Narodowy Insytut Dziedzictwa/Joanna Banik

Die Ernte der schönsten Ähren beginnt im Juni. Anschließend wird die Wintergerste vom Feld geerntet. Andere Feldfrüchte werden im Juli geerntet. Dann werden die Ähren in einem luftigen Raum getrocknet und gleichzeitig entsteht das Konzept der Krone.

Das Schlüsselelement ist das Skelett der Krone, das aus einer kreisförmigen Basis aus Stahlstäben und zwei oder mehreren an der Basis befestigten Halbrundbögen besteht. Kronen in Form der ungarischen Krone sind in Gogolin am häufigsten. Es handelt sich um eine geschlossene Krone, die aus sechs oben ineinander verschlungenen Bögen besteht und auf der das Ganze mit einem Kreuz gekrönt ist.

 

Tradition schützen
In Gogolin ist die Tradition des Kronenwebens über 150 Jahre alt, daher entstand die Idee, sie zu schützen und zu fördern. Deswegen wandte sich die Vorsitzende des Stadtteils Karlubitz, Waltrauda Wicher, die seit vielen Jahren an der Schaffung dieser komplizierten Kunstwerke beteiligt ist, an die Nationale Denkmalbehörde Polens, um einen Antrag auf Aufnahme der Tradition in die Nationale Liste des immateriellen Kulturerbes zu stellen.

Der Antrag wurde angenommen und im Juli wurden auf Beschluss von Piotr Glińśki, dem Minister für Kultur und nationales Erbe, zur Nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes vier neue Elemente hinzugefügt: Hackbrett, kaschubische Stickerei, Lagerfeuer vom Heiligen Laurentius und eben die Erntekronen.

„Die Erntedankkronen sind auch ein Ausdruck unserer Wertschätzung für die Natur und die harte Arbeit.“

„Die Erntedankkronen sind nicht nur ein Symbol für die Fülle der Ernte, sondern auch ein Ausdruck unserer Wertschätzung für die Natur und die harte Arbeit, die hinter jeder Mahlzeit steckt”, erklären die Frauen, die gleichzeitig ihre Kreativität ausleben können.

Derzeit umfasst die Nationale Liste des immateriellen Kulturerbes 83 Einträge, die die lebendigen Traditionen und das Erbe unseres Landes dokumentieren. Die Zertifikate wurden am 15. August während des EtnoFestival in Falkenberg übergeben.

Dominika Bassek

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