Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein ganz Großer – Fotos von Erich Lessing in Oppeln

Erich Lessing gehörte zu den größten Fotografen der 50er und 60er Jahre. Willi Brandt, Konrad Adenauer oder Charles de Gaulle waren seine weltberühmten Motive. Ebenso wie die „Miss Sopot 1956“ – jetzt zu sehen in der Woiwodschaftsbibliothek Oppeln.

 

 

Sopot im August 1956, bei der Vorauswahl zur Miss Polen war der Andrang so groß, dass die Veranstaltung auf das weiträumige Dach eines Casinos verlegt wurde. Mit herausgehängter Zunge verfolgen hunderte Männer das Geschehen live: Aufgehübschte Damen um die 20 laufen ein paar Meter auf und ab, mit nichts als einem Badeanzug an und einer Nummer in den Händen. Elżbieta Sosińska aus Breslau machte an diesem Tag das Rennen und heimste den Titel „Miss Sopot“ ab. „Das damalige Schönheitsideal war offensichtlich ein ganz anderes als wir es heute kennen“, sagt Monika Wojcik-Bednarz, Leiterin der Österreich-Bibliothek. Sie zeigt auf ein Foto: „Wie man sieht, wichtig waren Ausstrahlung, ein hübsches Gesicht. Ein bis zwei Kilo mehr auf den Hüften waren kein Hindernis.“

Autor des Fotos ist Erich Lessing, ein ganz Großer seiner Zeit, dessen Bilder um die Welt gingen. Die großen gesellschaftlichen und politischen Ereignisse der 50er und 60er-Jahre hielt er auf seinen Schwarz-Weiß-Fotografien für die Nachwelt fest wie den ungarischen Volksaufstand, aber auch Persönlichkeiten wie Willi Brandt, Konrad Adenauer oder Charles de Gaulle.

 

Seine Bilder sind nun in der Woiwodschaftsbibliothek Oppeln zu sehen. Zur Eröffnung der Ausstellung am 9. Januar war eigens der österreichische Honorarkonsul aus Krakau Andrzej Tombiński angereist. Er hat die Ausstellung nach Polen geholt: „Vor zwei Jahren in Wien bin ich darauf aufmerksam geworden und dachte sofort: Die müssen wir auch bei uns zeigen. Vor allem der Schönheitswettbewerb aus Sopot ist aus polnischer Sicht sehr interessant“, sagt Tombiński. Doch Polen wurde erst einmal auf die Warteliste gesetzt, denn Lessings Bilder gingen zuerst nach Amerika. „Im Herbst 2016 konnten wir sie dann endlich nach Polen holen, so dass sie nun in Oppeln ist.“

 

Dass das Warten nicht noch länger gedauert hat, ist auch Tombińskis Bekanntschaft mit Hannah Lessing zu verdanken, der Tochter des großen Fotografen. Sie hat persönlich die Auswahl der Bilder getroffen. Hannah Lessing wurde eigentlich als Gast zur Vernissage erwartet, musste dann jedoch kurzfristig absagen. „Sie hat mich gebeten herzliche Grüße auszurichten“, sagt Tombiński. Die Fotoausstellung ist bis zum 27. Januar dienstags bis samstags von 10:00 bis 16:00 Uhr in der Ul. Piastowska 20 zu sehen.

Marie Baumgarten

Fotos: Marie Baumgarten

Zur Vernissage waren der Honorarkonsul aus Krakau, Andrzej Tombiński, und aus Breslau, Edward Wąsiewicz. Mit dabei auch Oppelns Vizemarschall Roman Kolek.

 

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