Eine der schönsten Kirchen der Oppelner Woiwodschaft befindet sich in dem Waldhufendorf Schmograu (Smogorzów), ein paar Kilometer nordöstlich von Namslau. Die römisch-katholische Kirche St. Johannes der Täufer in Schmograu geht bereits auf das 10. Jahrhundert zurück.
Die erste urkundliche Erwähnung von Schmograu stammt aus dem Jahr 1288. Doch die Historiker sind sich sicher, dass die Ortschaft viel älter ist. Zeitweise soll hier sogar der Sitz des schlesischen Bistums gewesen sein. Der Kanoniker Peter von Pitschen schrieb darüber in seiner Chronik „Chronica principum Poloniae (1382-1385)“. Demnach war Schmograu 965 Sitz der schlesischen Bischofe, die dann in die Burg Ritschen und schließlich 1051 nach Breslau gezogen sind.
Quelle: Wikipedia
Es kann gut sein, dass die Heidenaufstände die Bischofe gezwungen haben, eine Fluchtunterkunft zu suchen, die sie in Schmograu gefunden und später für die sichere Burg Ritschen aufgegeben haben. In der Zeit des bischöflichen Aufenthaltes in Schmograu befand sich im Ort eine hölzerne Kirche, mit großer Wahrscheinlichkeit der Vorgängerbau der heutigen Kirche. Damit war die erste Schmograuer Kirche auch einer der ersten Bauten dieser Art in Schlesien. Urkundlich war ein Gotteshaus jedenfalls schon 1400 belegt. In den Jahren 1564-1654 war das Gotteshaus den evangelisch. Am 10. Juli 1854 brannte die Schrottholzkirche aber vollkommen ab.
Foto: Sławomir Milejski/Wikipedia
Der Wiederaufbau begann 1861 im neogotischen Stil und nach dem Entwurf des bekannten deutschen Architekten Alexis Langer. Und wer beim Blick auf die Schmograuer Kirche sofort denkt: „Eine ähnliche Kirche habe ich doch schon irgendwo gesehen…“, der irrt nicht. Eine ähnliche neogotische Schönheit ist nämlich in dem Oppelner Dorf Thule (Tuły) zu finden. Das war übrigens Langers erster Entwurf dieser Art, der sofort mehrere Nachfragen nach sich zog. Eine kam aus Schmograu. Langers Dorfkirchen sind alle aus Backstein mit charakteristischen Springgewölben.
In Schlesien kann man insgesamt über 20 Kirchen nach den Entwürfen von Alexis Langer bewundern.
Langers Karriere im Kirchenbau wäre übrigens fast zu Ende gegangen. 1868 stürzte aufgrund eines Konstruktionsfehlers der Nordturm der Breslauer Michaeliskirche ein. Langer wurde die Bauleitung entzogen und seither erhielt er keine neuen Aufträge von der Kirche mehr. Er konnte sich erst kurz vor seinem Tod rehabilitieren, mit dem Bau der Schutzengelkirche in Waldenburg. Kurz nach ihrer Fertigstellung ist er verstorben.
In Schlesien kann man insgesamt über 20 Kirchen nach den Entwürfen von Alexis Langer bewundern.
Anna Durecka
