Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Eine neue Kohle-Ära?

Kopalnia Węgla Kamiennego

Auch nach der 2018 geplanten Schließung des letzten Steinkohlebergwerks in Deutschland wird die Bundesrepublik den Brennstoff offenbar weiterhin in großen Mengen benötigen. Noch lange, so sagen Experten, werde Steinkohle in der Energiewirtschaft und Hüttenindustrie unentbehrlich bleiben.

 

Zur Erinnerung: Das letzte deutsche Steinkohlebergwerk soll nächstes Jahr geschlossen werden. Für Deutschland bedeutet dies jedoch, wie eingangs angedeutet, durchaus nicht einen Abschied vom „schwarzen Gold“. Die heimische Steinkohle wird allerdings durch importierte ersetzt, welche fortan als Brennstoff für Kraftwerke dienen wird. Dies ist notwendig, denn während die deutsche Energiewende bereits in fünf Jahren die Schließung des letzten Atomkraftwerks vorsieht, werden derzeit nur 31 Prozent des elektrischen Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. Das Fazit liegt auf der Hand: Steinkohle ist und bleibt nötig. Laut dem Verein Deutsche Kohlenimporteure e.V. liegen die Importe des Rohstoffs derzeit bei 55 Millionen Tonnen im Jahr. Zwei Drittel davon werden in Kraftwerken als Brennstoff verwertet, ein Drittel wird in der Hüttenindustrie benötigt und es kommt dabei auch noch etwas für den Heizungsmarkt hinzu.

 

Immer mehr Kohle aus dem Import

 

Im vorigen Jahr förderte Deutschland lediglich 3,8 Millionen Tonnen Steinkohle zutage, denn zur Versorgung der Kohlekraftwerke dient ausschließlich Kohle aus dem Import und ein Jahr zuvor (2015) wurden ca. 36,5 Millionen Tonnen diesem Zweck zugeführt. In den vergangenen Jahren kaufte Deutschland seine meiste Importkohle in China und Südafrika, in der letzten Zeit aber hat sich die Situation verändert. China importiert inzwischen selber Steinkohle, und zwar 200 Millionen Tonnen jährlich. Das Spitzenfeld der Lieferanten von Kesselkohle für den deutschen Markt bilden deshalb, so der Verein Deutsche Kohlenimporteure e.V., mittlerweile Russland mit rund 15 Millionen Tonnen, Kolumbien mit ungefähr zehn Millionen Tonnen sowie die USA, von wo weitere sechs Millionen Tonnen kommen. Wiederum die meiste wertvolle Kokskohle holt Deutschland aus Russland und den USA und sie wir vor allem in der Stahlindustrie verwertet. Denn die sog. gewöhnliche Kohle, also Steinkohle, eignet sich nicht für die Produktion von Eisen und Stahl, bevor sie nicht veredelt wird. Generell wird der weltweite Steinkohlehandel, das letzte Jahr mit eingerechnet, auf etwa 1,1 Milliarden Tonnen geschätzt und dürfte nach Annahme des Vereins Deutsche Kohlenimporteure e.V. bis Mitte dieses Jahrhunderts auf diesem Niveau bleiben. Dies gilt auch für Deutschland, das ebenfalls die vorerwähnten Steinkohlemengen beziehen werde – trotz der Energiewende mit ihrer Ausrichtung auf einen ständig wachsenden Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion. Ändern könnte sich dies nur durch eine erheblich Neuordnung in der deutschen Energiepolitik oder aber durch die Einführung neuer Technologien zur Speicherung der elektrischen Energie aus Wind-, Solar- und sonstigen Kraftwerken. Weder das eine, noch das andere lässt sich zurzeit jedoch präzise voraussehen.

 

Unersetzliche Kohle

 

Wir wissen allerdings, dass 40 Prozent der Steinkohle nach wie vor für die Stromerzeugung verwendet wird, und das wird auch nach der Außerbetriebnahme des letzten Atomkraftwerks im Jahr 2022 weiter so bleiben. Man kann sogar sagen, es wird sich noch zusätzlich stabilisieren, denn – so erklären Experten des Vereins Deutsche Kohlenimporteure e.V. – die erneuerbaren Energien sind aufgrund ihrer Eigenschaften nicht imstande, den rund um die Uhr produzierten Strom aus Atomkraftwerken zu ersetzen. Der Grund ist offensichtlich: Windräder drehen sich schnell, wenn der Wind weht, und Solarkraftwerke arbeiten nur dann effizient, wenn die Sonne scheint. Im Endergebnis kann allein Kohle eine notwendige Beständigkeit der Stromlieferungen für die deutsche Energiewirtschaft sicherstellen. Dies wirkt sich allerdings auf den Kohlepreis aus: Als eine zunehmend begehrte Marktware unterliegt dieser auch beträchtlichen Preisschwankungen. So kostete um die Mitte letzten Jahres eine Tonne Import-Steinkohle in Deutschland noch ca. 50 Euro, zum Jahresende waren es aber bereits 100 Prozent mehr! Bei Kokskohle sind die Preise in dieser Zeit sogar mehrfach gestiegen und die besten Gattungen erreichten gut 250 US-Dollar pro Tonne. Da die Nachfrage nach Kokskohle somit zweifelsohne wächst, dürfte auch der Preis weiterhin nach oben gehen. Der Grund ist einfach: Sie ist schlichtweg unentbehrlich in der Stahlindustrie und keine Energiewende kann das ändern. Resümierend lässt sich feststellen, dass kein Industriestaat ohne Steinkohle auskommen kann, und der Exportweltmeister Deutschland ist sogar besonders darauf hingewiesen. Wird auch Oberschlesien, das seit Jahrhunderten auf Wohltaten, aber auch auf den Fluch des „schwarzen Goldes“ angewiesen ist, davon profitieren?

 

Krzysztof Świerc

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