Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

„Gemeinsam für ein friedliches Europa”

Am Dienstag vergangener Woche fand der Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen statt, bei dem neben Vertretern aus Bundes- und Landespolitik auch die deutschen Minderheiten vertreten waren. Die Festansprache hielt in diesem Jahr CDU-Chef Friedrich Merz.

 

AGDM-Sprecher Bernard Gaida mit dem BdV-Präsidenten Bernd Fabritius

Zunächst aber begrüßte BDV-Präsident Bernd Fabritius die Versammelten in der Katholischen Akademie in Berlin. In seiner Rede unterstrich er das Jahresleitwort des BdV – „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene: Gemeinsam für ein friedliches Europa“ – und sagte u. a.: „Als Verband suchen wir stets den Dialog mit allen demokratischen Parteien, auch wenn heute – leider – kein Vertreter und keine Vertreterin von Bündnis 90/Die Grünen den Weg zu uns gefunden haben. Wir arbeiten darauf hin, gerade auch bei den heute regierungstragenden Parteien offene Ohren für unsere Anliegen zu gewinnen und Rückhalt und Unterstützung der Politik zu haben.“

Zukunft

Beim Jahresempfang des BdV waren neben der Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, auch ihre Kollegen auf Landesebene, u. a. aus Nordrhein-Westfalen Heiko Hendriks (li.) und aus Berlin Walter Gauks (2.v.li.), anwesend.

Der Bund der Vertriebenen, so Fabritius weiter, wolle nicht nur in der Vergangenheit bleiben, sondern auch in die Zukunft schauen. „Wir sind es, die auf zivilgesellschaftlicher Ebene viele und vor allem haltbare Fäden der Freundschaft und der Verständigung knüpfen, mit den Menschen in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien oder der Slowakei. Das ist Arbeit für eine gute Zukunft in Europa – für die kommenden Generationen. Selbst im nördlichen Ostpreußen, im heute russischen Königsberger Gebiet; selbst in der vom Krieg schwer gezeichneten Ukraine – also auch dort, wo es unvorstellbar schwer ist: unsere Landsmannschaften und unsere Gliederungen halten bis heute den Kontakt zu allen Menschen in diesen Regionen; nicht nur zu den dortigen deutschen Minderheiten, sondern auch zu den Menschen, die heute in den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten leben“, sagte der BdV-Präsident.

Bernd Fabritius: „Als Verband suchen wir stets den Dialog mit allen demokratischen Parteien.“

Förderung

BdV-Präsident Bernd Fabritius mit CDU-Chef Friedrich Merz, dem diesjährigen Hauptredner.

In seiner Ansprache sprach er sich auch wiederholt für eine engagierte Unterstützung für die deutschen Minderheiten aus. „Wo Menschen leben, entsteht und wächst Kultur. Wenn Menschen kollektiv entwurzelt werden, bedarf es nachhaltiger Anstrengungen, sowohl die entwurzelte Kultur am neuen Ort als auch die personell geschwächte Kultur am vorherigen Ort lebendig zu halten und in die Zukunft zu tragen. Daher gehören die Organisationen der deutschen Minderheiten von deutscher Seite beherzt und nicht zaghaft unterstützt und gefördert. Sie leben und pflegen einen kulturellen Schatz, der uns allen gehört“, sagte Fabritius und richtete sich auch an die eigenen Verbände in Deutschland: „Das kulturelle Erbe der deutschen Vertriebenen, von dem ich spreche, ist Teil des gesamtdeutschen Kulturguts. Es muss daher Schluss sein mit einer Politik der Kulturförderung, die unsensibel, unhistorisch und oft ideologisch agiert! Wir wünschen und erwarten für die Zukunft eine Zusage nachhaltiger Unterstützung auch der Kulturarbeit auf sämtlichen Ebenen – in den Landsmannschaften und den Gliedverbänden, wo unsere Landsleute mit viel ehrenamtlichem Einsatz und aus Verbundenheit mit der Sache aktiv sind.“

Kritik

Bernd Fabritius dankte für in seiner Rede u. a. für die bisherige Förderung der Vertriebenenverbände und deutschen Minderheiten.

Bernd Fabritius wurde aber auch deutlich kritisch, wenn es um die aktuelle Erinnerungskultur in Deutschland geht. „Wenn man sich den Entwurf des neuen ‚Rahmenkonzeptes Erinnerungskultur‘ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien anschaut, wird schlagartig klar: Wir müssen noch deutlich und wirksam dafür kämpfen, dass unsere Geschichte, unsere kollektive Biografie, unser kulturelles Vermächtnis seinen Platz in unserer und in der europäischen Erinnerungskultur behält und nicht in eine neuzeitliche und ideologisch bereinigte – ich zitiere aus dem Konzept – ‚von Mobilität und Migration geprägte Einwanderungsgesellschaft‘ assimiliert wird. Meine Damen und Herren, so geht das nicht! Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg und alle Begleitaspekte haben nichts mit ‚Moblität‘, mit ‚Migration‘ oder mit ‚Einwanderungsgesellschaft‘ zu tun. Da ist etwas ganz anderes passiert!“, betonte BdV-Präsident Fabrtius.

Deutsche in Polen

Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften, und VdG-Präsidiumsmitglied Waldemar Swierczek vertraten in diesem Jahr die deutsche Minderheit in Polen. Beide zeigten sich von dem Treffen erfreut. „Es ist jedes Mal eine Gelegenheit, mit Vertretern der Bundespolitik und anderer deutscher Minderheiten zusammen zu treffen und sich auszutauschen“, sagt Rafał Bartek.

Die deutschen Minderheiten in Europa vertrat beim Jahresempfang des BdV Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten bei der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten.

Rudolf Urban

Fotos: Alle BdV/Bundesfoto

Show More