Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Landwirte sind keine Schmarotzer!

Mit Bernard Dembczak, dem Vorsitzenden des Verbandes Schlesischer Bauern, sprachen wir über die Aktivitäten des Verbandes und die aktuelle Situation der Landwirte.

Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf das vergangene Jahr werfen. Wie sahen die Aktivitäten des Verbandes im Jahr 2021 aus?

Es war ein weiteres schwieriges Jahr für uns, in dem wir zahlreiche Vorhaben aufgrund von Einschränkungen absagen mussten. Wir hatten ehrgeizige Pläne, wie z. B. eine Reihe von Studienreisen ins Ausland für unsere Mitglieder, Fortbildungskurse und Tagungen. Wieder einmal mussten wir jedoch unsere Pläne ändern, so dass nicht einmal unsere Jahrestagungen organisiert werden konnten, Studienreisen im Sommer nur in benachbarte Regionen stattfanden und selbst geplante Besuche von Partnern aus dem Ausland leider nicht zustande kamen.
Gleichzeitig waren wir aber auch nicht untätig. Alles, was online organisiert werden konnte, fand in diesem Format statt. Wir waren auch über WhatsApp-Gruppen miteinander in Kontakt, über die wir jetzt die wichtigsten internen Informationen weitergeben, aber auch andere Informationen, wie den jüngsten Aufruf, eine Petition zur Erhaltung des Deutschunterrichts in den Schulen zu unterzeichnen.

Bauernverbandschef Bernard Dembczak
Foto: M. Leibig

Ich freue mich auch sehr, dass es uns trotz der Pandemie gelungen ist, am Ende des Jahres eine Fotoausstellung über das Leben auf dem Land zu eröffnen, die sowohl vom Verband deutscher Gesellschaften als auch vom deutschen Konsulat in Oppeln unterstützt wurde. Nicht zu vergessen ist unser Landwirtschaftskalender für 2022, in dem wir diesmal die interessante urbane Gestaltung schlesischer Dörfer vorstellen.
Der Verband Schlesischer Bauern ist also nicht nur ein Branchenverband, sondern wir setzen uns gleichzeitig für die Bewahrung unserer schlesisch-deutschen Kultur und unseres Erbes ein und freuen uns, dass jedes Jahr junge Landwirte aus der Region in unsere Reihen aufgenommen werden.

Es gibt also einen natürlichen Generationswechsel im Verband?

Ja, wir haben so viele junge Mitglieder, dass das Durchschnittsalter bei 50 Jahren liegt. Dies ist ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass der Beruf des Landwirts heute nicht gerade attraktiv ist.
Wir versuchen unsererseits auch, junge Menschen zu unterstützen. In diesem Jahr nimmt eines unserer jungen Mitglieder zum dritten Mal an dem renommierten Kurs für Führungskräfte im ländlichen Raum teil, der von der deutschen Andreas-Hermes-Akademie organisiert wird. Nach neun Wochen voller Vorlesungen und Reisen, unter anderem nach Berlin und Rom, werden wir nunmehr eine weitere Führungskraft in unseren Reihen haben. Wer weiß, vielleicht folgt er bald dem Weg der ersten Teilnehmerin dieses Kurses aus unserem Verband, Diana Gach, die inzwischen meine Stellvertreterin geworden ist.

Und was plant der Verband für das Jahr 2022?

Wir müssen zu unseren regelmäßigen Kreistreffen zurückkehren. Wir haben den ersten Test im Kreis Rosenberg gemacht und es kamen eine Menge Mitglieder zu dem Treffen, die einfach einen solchen direkten Meinungsaustausch brauchen. Wir planen Studienreisen, diesmal nach Tschechisch-Schlesien, um zu sehen, wie dort die Traditionen aus der Vorkriegszeit gepflegt werden und wie sie mit der heutigen Welt verbunden sind. Wir möchten uns auch mal wieder bei uns mit Partnern von der bereits erwähnten Andreas-Hermes-Akademie, dem Deutschen Bauernverband sowie Landwirten aus dem Bund der Vertriebenen austauschen. Natürlich wird es auch an Schulungen und Beratungen nicht mangeln. Abgerundet wird das Jahr mit der traditionellen Ausgabe eines weiteren thematischen Landwirtkalenders.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Landwirte? Die Gewerkschaft Agrounia hat in letzter Zeit zahlreiche Proteste organisiert, um auf die schlechte Lage der Landwirte hinzuweisen.

Die Agrounia hat Recht, auch wenn ich ihre Form des Protests, wie etwa Straßensperren, mit Vorsicht betrachte.
Letztes Jahr hatten wir eine sehr gute Ernte und gute Erzeugerpreise. Diese Freude währte jedoch nicht lange. Gegenwärtig sind wir, wie der Rest der Gesellschaft, Opfer von galoppierenden Preisen, insbesondere für Düngemittel, und gleichzeitig von niedrigen Preisen für den Kauf von z.B. Schweinen. Dann ist da noch der Green Deal der EU, der uns unter anderem wegen des von uns produzierten CO2 absurde bürokratische Anforderungen auferlegt. Dabei wird jedoch vergessen, dass unsere grünen Wiesen und Felder gerade auch Kohlendioxid absorbieren.
Wir sehen auch, dass wir die Sündenböcke für den Anstieg der Lebensmittelpreise in den Geschäften sind, obwohl wir nicht diejenigen sind, die die Preise auf dem Markt diktieren und unsere Produkte oft unter Wert verkaufen. Um zu zeigen, dass der Landwirt kein Schmarotzer ist, werden wir in diesem Jahr unsere Aktion zur Förderung der Landwirtschaft wieder aufnehmen und versuchen zu zeigen, woher die Lebensmittel auf unseren Tischen stammen.

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