Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mit einem lachenden und zwei weinenden Augen

Am 7. April fanden in Polen die Kommunalwahlen statt. Auch in der Woiwodschaft Ermland-Masuren bestimmten die Wähler ihre Vertreter für die lokalen und regionalen Selbstverwaltungen. Aus Sicht der deutschen Minderheit in der Region lassen sich die derzeitigen Ergebnisse vor den noch ausstehenden Stichwahlen zu Bürgermeistern, Gemeindevorstehern und Stadtpräsidenten mit einem lachenden und zwei weinenden Auen betrachten.


35 Entscheidungen stehen noch aus in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Unter anderem stehen zweite Wahlgänge in einigen Städten an, in der Gesellschaften der deutschen Minderheit aktiv sind, darunter Bartenstein/Bartosyzce, Rastenburg/Kętrzyn oder Lötzen/Giżycko. Besonders im Blick sind die beiden größten Städte Elbing/Elbląg und Allenstein/Olsztyn, in denen langjährige Präsidenten nicht mehr antraten. In Allenstein haben fünf der sieben Kandidaten zum Präsidenten einen Platz im Stadtrat sicher, zwei von ihnen stellen sich am 21. April noch einmal zur Wahl.

Positive Nachrichten
Im Großen und Ganzen lässt sich aber bereits sagen, dass von den Gemeinden bis zum Sejmik fast alle Kandidaten wiedergewählt wurden, mit denen die deutsche Minderheit gut kooperiert. Vor allem im Sejmik haben die Mitglieder der Kommission für Minderheiten ihre Plätze behaupten können. Aber auch bei einigen neuen Räten ist eine positive Einstellung zur Problematik der Minderheiten und der deutsch-polnischen Beziehungen zu erkennen.

Foto: Auszählung von Wahlstimmen Foto: Internetseite Radio Olsztyn – PAP – Jakub Kaczmarczyk,

Positiv sind auch drei gewonnene Sitze durch zukünftige Abgeordnete mit deutschen Wurzeln. In Sensburg/Mrąowo im Kreisrat, in Ortelsburg/Szczytno im Kreisrat – hier verteidigte Arkadiusz Leska, der frühere Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Minderheit „Heimat“ in Ortelsburg, seinen Sitz, und in Liebemühl/Miłomłyn eroberte Beata Ewa Mazur sogar der Sessel des Bürgermeisters. Über die Ergebnisse der restlichen sieben Kandidaten der deutschen Minderheit breiten wir allerdings gnädig den Mantel des Schweigens. Trotz mehrerer Fälle durchaus beachtlicher Stimmenzahlen war für sie – mit einer Ausnahme – ein Mandat außer Reichweite.

Weniger Positives
Besonders traurig ist aber eine Nachricht, die die Öffentlichkeit kurz vor dem Wahlsonntag erreichte. Am 4. April erlag der Vizemarschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Miron Sycz, seinem Krebsleiden. Trotz seiner Krankheit war er noch einmal zur Wahl angetreten und auf den Stimmzetteln als Kandidat aufgeführt. Als Vertreter der ukrainischen Minderheit hatte er sich als Abgeordneter zum Sejm für die Minderheiten in Polen stark gemacht, war ein langjähriger guter Freund der deutschen Minderheit und in allen Ämtern, die er übernommen hatte, hochgeschätzt. Er wurde mit großen Ehren am Dienstag nach der Wahl zu Grabe getragen. Seine humorvollen Reden, mit denen er die Veranstaltungen der Minderheiten in der Woiwodschaft Ermland-Masuren stets begleitet hatte, werden den Menschen ebenso fehlen wie sein bis zu seinem letzten Moment energischer Einsatz für ihre Sache.

Uwe Hahnkamp

 

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