Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Mögliches zweites Standbein

Der Oppelner Rinderzuchtverband und die deutsche Botschaft in Warschau organisierten in Proskau (Prószków) eine deutsch-polnische Konferenz zum Thema: „Umweltfreundliche Milchproduktion, Biogas und niedrige Emissionen“. Mit dem Mitveranstalter der Konferenz, dem Vorsitzenden des Oppelner Rinderzuchtverbandes, Martin Ziaja, sprach Manuela Leibig.


Wer wurde zu der Konferenz eingeladen?
Eingeladen wurden Landwirte, die eher größere Milchbetriebe besitzen, denn nur dort lohnt es sich, die gewaltige Summe von 10 bis sogar 20 Millionen Złoty in eine Biogasanlage zu investieren. Wir konzentrierten uns auf die drei schlesischen Woiwodschaften und einige Betriebe aus Großpolen. Insgesamt kamen fast 130 Landwirte. Dazu Firmen, die sich mit dem Bau großer Biogasanlagen von A bis Z beschäftigen.

„Umweltfreundliche Milchproduktion, Biogas und niedrigere Emissionen“, so der Titel der Konferenz. Wie geht das?
Natürlich wissen wir, dass unsere Kühe Methan und CO2 in die Atmosphäre ausstoßen. Aber je moderner der Betrieb, je höher die Leistung, desto mehr können wir die CO2- und Methanemissionen reduzieren. Die Konferenz bot den Landwirten geprüfte Informationen zum Thema Biogasanlagen. Natürlich ist das eine sehr teure Investition, angefangen bei 10 Millionen Złoty, bis sogar 20 Millionen Złoty, wir brauchen noch viel Zeit, um die Betriebe darauf vorzubereiten. Es ist hier die Rede von großen Betrieben, mit mindestens 200-300 Kühen. Da können wir die Methanemissionen durch das Bearbeiten von Gülle und Mist in den Biogasanlagen begrenzen. So entstehen Wärme und Strom.

Milcherzeuger aus Guttentag Martin Ziaja, Mitglied des Verbandes Schlesischer Bauern, Vorsitzender des Oppelner Rinderzuchtverbandes.
Foto: Manuela Leibig

Es ist eine sehr kostspielige Investition. Sehen Sie vielleicht Potenzial darin, dass sich ein paar Landwirte zusammenschließen?
Es müssten 2-3 Milchbetriebe in einem Ort oder in zwei Nachbardörfern sein, dann kann man gerne darüber nachdenken. Die Entfernung spielt hier eine große Rolle, denn es macht keinen Sinn, eine gemeinsame Biogasanlage zu bauen, wenn wir dann die Gülle und den Mist 20 bis 30 Kilometer weit transportieren müssen. Dann sparen wir zwar auf der einen Seite die Methanemissionen, aber auf der anderen Seite nutzen wir Diesel, um diese Stoffe zu transportieren. Das macht natürlich keinen Sinn. Eine andere Option wäre, eine Biogasanlage auf einem Milchbetrieb in Kombination mit Kommunalabfällen zu betreiben.

Viele Gemeinden in Polen sind noch nicht vollständig an die Kanalisation angeschlossen sind. Sehen sie da Potenzial?
Kanalisierung muss schon sein, denn der Abfall muss irgendwo gesammelt werden, und das ist auch eine Möglichkeit, das macht Sinn. Natürlich braucht es viele Jahre Vorbereitung, mindestens drei bis vier Jahre, aber manchmal dauert es sogar 10 Jahre. Alle Genehmigungen, die Finanzierung brauchen Zeit.

Außer den Dokumenten und Genehmigungen gibt es noch ein Hindernis: die Einstellung der Bewohner, in deren Nähe eine Biogasanlage entstehen soll. Viele glauben, dass es stinken wird.
Ja, das ist auch ein großes Problem. Dabei können wir mit der Biogasanlage den Geruch reduzieren. Aber mangelndes Wissen zu dem Thema verursacht, dass die Menschen keine Verständnis dafür haben. Das Thema wurde auch bei der Konferenz angesprochen, denn es gibt in der Gesellschaft sogar Proteste dagegen, aus Angst vor Ungewissheit. Sie wissen nicht, was es ist und haben deswegen Angst davor. Jetzt brauchen wir Jahre, um den Leuten bewusst zu machen, was das eigentlich ist, dass es für die Nachbarn und die Gemeinde kein Nachteil ist, sondern vielmehr ein Vorteil. Denn mit einer Biogasanlage reduzieren wir die Emissionen von schlechtem Geruch.

Der Oppelner Rinderzuchtverband und die Deutsche Botschaft in Warschau organisierten die Konferenz „Umweltfreundliche Milchproduktion, Biogas und niedrigere Emissionen“. Eingeladen wurden Landwirte die große Milchbetriebe besitzen.
Foto: Manuela Leibig

Was können landwirtschaftliche Organisationen dagegen unternehmen?
Wir müssen es mithilfe der Medien, Informationskampagnen, Filmen usw. unters Volk bringen, die Vorteile einer solchen Lösung zeigen.

Wie sieht es mit Biogasanlagen in Polen aus im Vergleich zu anderen Ländern Europas?
Im Moment liegen wir in Polen ganz weit hinten, wenn es um Biogasanlagen geht, wir haben nur sehr wenige. Ein wichtiger Faktor ist hier die Rentabilität. In Deutschland wurden die Biogasanlagen in einer Zeit gebaut, als die Landwirte für 10 Jahre einen garantierten Preis für ihren Strom erhielten. In Polen verkaufen die Biogasanlagen ihren Strom auf dem freien Markt, was eher Verluste als Gewinne bringt.

Vielleicht müsste man mit den Stromanbietern einiges aushandeln?
Ein weiteres großes Problem ist das veraltete Stromnetz in Polen. Das sehen wir schon heute bei den Fotovoltaik-Anlagen, die an sehr sonnigen Tagen vom Stromnetzanbietern ausgeschaltet werden, weil das Netz überlastet ist. Bei Biogasanlagen ist es ebenso problematisch. Es müsste ein Vertrag mit dem Stromanbieter geschlossen werden, damit sie den so produzierten Strom kaufen. Ein weiteres Thema ist die Dezentralisierung der Stromanbieter in Polen, wie auch der Gewinn von Strom aus erneuerbaren Energien, was Biogas ebenfalls ist.

Im Moment liegen wir in Polen ganz weit hinten, wenn es um Biogasanlagen geht.

Die Europäische Union sagt immer, alles muss umweltfreundlich sein. Kann man nach Fördermitteln für eine Biogasanlage suchen?
Die EU unterstützt grundsätzlich erneuerbare Energien, aber es geht nicht nur darum, einen Zuschuss zum Bau der Biogasanlage zu bekommen, was natürlich sehr wichtig ist. Aber wir brauchen dann auch eine Garantie, dass wir mit Gewinn arbeiten können.

Mit Biogasanlagen können Methanemissionen in die Umwelt stark begrenzt werden. Foto: Manuela Leibig Foto: Manuela Leibig

Was ist mit Silage?
Auf die wollen wir eben verzichten. Wir wollen keine Biogasanlagen wie in Deutschland, die mit Maissilage gefüttert wird, weil das nicht so viel mit Umweltschutz zu tun hat. Das sagt man heute auch in Deutschland, dass die mit Maissilage betriebenen Biogasanlagen ein Fehler sind. Das hätte man damals nicht machen sollen. Damit wir in Polen nicht den gleichen Fehler machen, lernen wir aus den Fehlern der anderen. Wir möchten große Biogasanlagen bauen, die auch für die Umwelt vom Nutzen sind. Denn eine Biogasanlage, die mit Tausenden Hektar Mais betrieben wird, ist kein Beitrag für die Umwelt.

 

Gülle und Mist werden ja bisher von den Landwirten auf den Feldern als Düngemittel benutzt. Ist das nicht ein Verlust, das wertvolle Düngematerial zu Strom zu verarbeiten?
Das Substrat, das aus der Biogasanlage herauskommt, ist weiterhin eine sehr gutes Düngemittel für unsere Felder. Der zusätzliche Vorteil ist: es stinkt nicht mehr. Der erste Vorteil ist, dass das Methangas verbrannt werden kann, wodurch Wärme und Strom erzeugt werden. Auch Fahrzeuge können damit fahren. Nebenbei haben wir auch weiterhin Mist zur Düngung.

Show More