Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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The Special One Hrčava

Gemeindevorsteher Peter Staňo (links) mit dem bekannten slowakischen Regisseur Dušan Trančík
Foto: Johannes Rasim

„Hotovo!“ – frei übersetzt: „O’zapft is!“, sagte fast schon beiläufig der Gemeindevorsteher nach dem ersten Anstich des Bierfasses beim Oktoberfest in Hertschawa (tschech.: Hrčava). Denn am Dreiländereck Tschechien-Slowakei-Polen am ersten Oktoberwochenende dreht sich´s nicht nur alles um das Bier, wie bei anderen Nachahmern des Münchener Oktoberfestes, sondern um Musik, Getränke und Essen „à la Eigenmarke“ – und diese sind berühmt-berüchtigt.

 

Mit über 800 Besuchern war es ´mal wieder das größte Oktoberfest im östlichen Oberschlesien und die Besucher bereuten die weite und umständliche Anreise nicht: Mit Auftritten von Trachtengruppen, Blasmusikkapellen, Gesangsgruppen aus den Nachbargemeinden aus Polen, der Slowakei und aus Mosty bei Jablunkau (Mosty u Jablunkova) wurde den Besuchern ein buntes und kurzweiliges Programm geboten. „DJ Borovička“ sorgte zum Abschluss für eine genüssliche Tanzstimmung – der Name des polnischen DJ´s aus der Gemeinde Istebna ist natürlich rein zufällig identisch mit der slowakischen Spirituose.

 

„Wir haben alljährlich so viele Anmeldungen von Musikgruppen aus der näheren Umgebung, die den Besuchern beste Unterhaltung von höchster Qualität bieten, dass wir selbst bekannten Stars wie Shakira hätten absagen müssen“, sagt großspurig der Gemeindevorsteher Peter Staňo. Doch der Zuspruch der begeisterten Besucher gibt ihm recht. Und auch der kulinarische Rahmen der Veranstaltung am Rande der Teschener Beskiden ist mit selbst gebackenen Streuselkuchen der Dorffrauen und dem selbstgerösteten Kaffee von Vlasta Mudríková à la bonne heure.

 

Nicht minder interessant ist die Geschichte des vergessenen Dorfes der einstigen Österreichisch-Ungarischen Monarchie, denn nach der politischen Neugliederung nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Dorf zunächst Polen zugeschlagen – 1927 entschieden sich aber die Einwohner in einem Referendum zur Tschechoslowakei zuzugehören. Infolge des Münchner Abkommens wurde das Dorf 1938 Polen – nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges dem deutschen Landkreis Teschen – zugeschlagen. Bei einer Volkszählung Ende 1939 wurden in Hertschawa 261 Einwohner gezählt, von denen sich 260 Personen zur schlesischen Volkszugehörigkeit bekannten – eine  Person gab die polnische Volkszugehörigkeit an. 1945 kam das Dorf an die Tschechoslowakei zurück, war aber zunächst von der Außenwelt abgeschnitten: „Erst 1956 wurde hier Elektrizität und 1965 eine Busverbindung nach Mosty bei Jablunkau eingeführt. Heute bezieht das Dorf Strom aus der Slowakei und Wasser aus Polen“, bestätigt Gemeindevorsteher Peter Staňo. Wegen Unrentabilität wurde das Festnetz und die Post vor über zehn Jahren abgeschafft: Telefonverbindungen gibt es nur über Mobilfunknetze und wenn jemand einen Brief aufgeben möchte, der ruft den Briefträger an, der vorbeikommt und den Brief abholt und frankiert. Der umsichtige Gemeindevorsteher Peter Staňo beantragte erfolgreich EU-Gelder und staatliche Fonds: Straßenbeleuchtung und Ausbau der Fahrradwege sowie auch den Bau einer Schule und eines Kindergartens für jeweils ein Dutzend Kinder.

 

Berühmt ist das Dorf heute für das Hertschawa-Bier – gebraut übrigens in dem drei Autostunden entfernten Lundenburg (Břeclav).

 

Johannes Rasim

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