Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Versöhnung als Standardaufgabe

Die Städte Friedland (Frýdlant) und Gablonz (Jablonec nad Nisou) haben kürzlich eine bedeutende Initiative ergriffen, indem sie eine Vielzahl alter deutscher Grabstätten erworben haben. Dieser Schritt ermöglicht es nun, die dringend benötigten Sanierungsarbeiten in Angriff zu nehmen.

Die Initiative reiht sich ein in die größere Idee der Aufzeichnung und Sanierung deutscher Gräber in Tschechien. Diese wird von der dortigen deutschen Minderheit vorangetrieben. Aufgrund der enormen Anzahl und des fatalen Zustands der Ruhestätten, ist jedoch ein großer Arbeitsaufwand notwendig, der nur einen mühsamen Fortschritt zulässt.

Im Fall von Friedland hat die Stadtverwaltung die Angelegenheit selbst in die Hand genommen und plant, noch in diesem Jahr rund eine Million Kronen (40.000 Euro) in die Reparatur der Grabstellen zu investieren. „In der ersten Etappe werden wir fünf von ihnen für fast 300.000 Kronen erneuern“, so Dan Ramzer, Bürgermeister von Frýdlant.

Für die Sanierung deutscher Gräber im Ausland ist ein enormer Arbeitsaufwand notwendig. Foto: Łukasz Biły.

Zu unterstreichen ist jedoch, dass die Renovierung keine unabhängige Versöhnungsgeste ist. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Revitalisierung des Friedhofs in Friedland, die seit 2021 in Arbeit ist. Die historischen deutschen Gräber entlang der Friedhofsmauer und im zentralen Bereich stehen jedoch im Fokus, da es sich bei den Grabmalen oft um repräsentative Kunstwerke mit großem kulturellen Wert handelt. Die Stadtverwaltung betont, dass es besonders wichtig sei, gerade diese Gräber zu pflegen, da die Angehörigen der Verstobenen meistens nicht mehr im Land leben und niemand anders die Aufgabe übernehmen kann.

Gablonz hingegen steht vor einer noch größeren Herausforderung, da es 800 Gräber der ursprünglichen deutschen Stadtbewohner übernommen hat. Diese Gräber sind rechtlich geschützt, dank eines Vertrags der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland.

“Die Sanierung der wichtigsten oder am stärksten zerstörten Gräber hat begonnen, aber ein Ende ist nicht in Sicht und wird von den Projektverantwortlichen auf Jahrzehnte in die Zukunft geplant.”

Trotz des Rechtsschutzes aber stehen die Sanierungsarbeiten in Gablonz vor einer langwierigen Aufgabe, da Hunderte von Gräbern keinen Besitzer haben. Die Stadt hat die Verantwortung übernommen, doch die Rechtslage macht es schwierig, die Dokumentation zu erstellen und klare Verhältnisse zu schaffen. Die Sanierung der wichtigsten oder am stärksten zerstörten Gräber hat begonnen, aber ein Ende ist nicht in Sicht und wird von den Projektverantwortlichen auf Jahrzehnte in die Zukunft geplant.

Obwohl es sich um ein Projekt handelt, das nicht unmittelbar der Versöhnung gewidmet ist, spielt es bei dieser jedoch eine Schlüsselrolle. Deutsche Gräber im Ausland sind nicht nur Orte des Gedenkens, sondern auch Symbole für die Verbindungen zwischen den Ländern. Durch die Instandsetzung und Pflege dieser Gräber wird Respekt und Anerkennung für die Geschichte und Kultur der verstorbenen Personen gezeigt. Die Deutschen in Tschechien werden daher beide Projekte besonders begrüßen, da sie auch auf die Lobbyarbeit der Volksgruppe zum Thema zurückzuführen sind.

Łukasz Biły

Show More