2. Sonntag im Jahreskreis – B
1. Lesung: 1 Sam 3,3b-10.19
2. Lesung: 1 Kor 6,13c-15a.17-20
Evangelium: 1,35-42
Historisches bewirken
Die Bibeltexte, welche am 2. Sonntag im Jahreskreis in den katholischen Gottesdiensten gelesen werden, sprechen die Zugehörigkeit zu Gott an. Aus dem Alten Testament kommt der Text über die Berufung Samuels zum Propheten und Richter. Bevor er diese Funktionen ausgeübt hatte und eine wichtige Rolle in der Geschichte Israels einnahm, „kam der HERR, trat heran und rief wie die vorigen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört. Samuel wuchs heran und der HERR war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.“ Die innere Eingebungen Gottes befolgte er sein Leben lang und hat Historisches bewirkt.
Das Evangelium spricht davon, wie Jesus seine ersten Jünger Andreas und Petrus berufen hat. Sie waren darüber erfreut, weil sie den Messias, das heißt übersetzt: Christus, den Gesalbten,gefunden hatten. Bei ihm sind sie geblieben und haben – wie wir wissen – Historisches bewirkt.
Historisches erkennen und bewirken
Am 05. Januar 2024 hat die Beisetzung von Prälat Wolfgang Globisch stattgefunden. Ein Geistlicher, der die Zeichen seiner Zeit lesen und auf diese reagieren konnte. Im Bistum Oppeln rief er nach der Wende von 1989 die Katholische Hilfsorganisation „Caritas“ ins Leben. Zu Beginn der 90er Jahre begründete er zahlreiche Pfarrbibliotheken mit geistlicher und weltlicher Literatur. Dazu hat er einen mobilen Bücherdienst eingerichtet. Durch die Bibliotheken auf Rädern (sogenannte Bücherbusse) unterstützte er die Lesekultur in den Dörfern. Im Jahr 2000 wurde eine moderne Zentralbibliothek in Oppeln an der Szpitalna-Straβe erbaut. All das diente dem Wiederbeleben der deutschen Sprache in Oberschlesien und der Verbreitung christlicher Inhalte. Wolfgang Globisch hat die Strukturen der Seelsorge für die deutsche Minderheit in der Diözese Oppeln aufgebaut. Er hat die Herausgabe des Gebet- und Gesangbuches „Weg zum Himmel“ (1997, die 5. Auflage ist 2011 erschienen) betreut und ließ dazu ein entsprechendes Orgelbuch erscheinen. In Kürze lassen sich seine Verdienste nicht aufzählen. Eines steht fest – Pfr. Wolfgang Globisch hat Historisches erkannt und bewirkt.
Die Berufung leben
Woher kommt ein derartiger Dienst? In seinen Erinnerungen schrieb Prälat Globisch: „Ich wollte seit meiner Kindheit Landwirt werden. Der Leiter des Seminars, Pater F. Zaplata SVD, verstand es, die Schüler, unter ihnen auch Alfons Nossol, für das Priestertum zu begeistern. Im Kleinen Neisser Seminar liegt der Anfang meiner Berufung zum priesterlichen Dienst! Als 18-Jähriger fällte ich die Entscheidung: Ich werde Priester.“ Nachdem Wolfgang Globisch im Juni 1956zum Priester geweiht wurde und seine erste Heilige Messe in Deutsch Müllmen (heute: Wierzch) feierte, sagte er: „Mein Herz ist voll Freude über den Herrn.“ Das ist ein Vers aus dem 1. Buch Samuels (Kap. 2,1). Gott und den Menschen war er ganz zugewandt. Er lebte die Berufung. Möge Prälat W. Globisch in Christus, seinem Herrn, die ewige Ruhe finden!