Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag vonBischofsvikar Peter Tarlinski

 

30. Sonntag im Jahreskreis – A

1. Lesung: Ex 22,20-26
2. Lesung: Thess 1,5-10
Evangelium: Mt 22,34-40

Steht die Liebe im Mittelpunkt der Sonntagslesungen am 30. Sonntag im Jahreskreis, so gibt es auch kleine Impulse zum Nachdenken, die wie Randbemerkungen in den Bibeltexten vorkommen.

Mit den Worten von heute würden wir sagen: Gott Israels ist ein Gott der sozialen Gerechtigkeit. Er nimmt die Armen und Schwachen, die Bedürftigen und Hilflosen in Schutz. Unter ihnen stellt er sich besonders an die Seite der Witwen und Waisen. In Zeiten des Alten Testaments waren Frauen, die ihren Mann verloren, arm dran. Sie hatten niemanden, der sie ernähren und beschützen konnte. Ebenso schutzlos waren Waisen der Not und Ausbeutung ausgeliefert. Wer sich auf Kosten der Armen bereichern wollte, wer ihre schwierige Lage zu eigenen Gunsten ausnutzte, den warnte Gott und drohte ihm mit Vergeltung. Wird dem Nachbarn Geld geliehen, sollte kein Zins gefordert werden. Wird vom Mitbürger sein Mantel zum Pfand genommen, sollte dieser ihm vor Sonnenuntergang zurückgegeben werden. Für den Armen ist das die einzige Bedeckung in der Nacht. Der soziale Gott beschützt die Armen. Das verlangt er auch von uns.

Der Apostel Paulus lobt die Mitglieder der christlichen Gemeinde in Thessaloniki, denn sie haben sich von den Götzen zum wahren Gott bekehrt. Daraufhin haben sie das Wort trotz großer Bedrängnis mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt. Nicht zuletzt wurden sie zu Vorbildern für alle Glaubenden der damaligen Welt. Sie dienten Gott, das heißt: sie lebten nach Seinen Vorgaben und ehrten Ihn. Mit Sehnsucht warteten sie auf die Wiederkunft Jesu Christi, auf den sie vertrauten. Eine Haltung, die auch gegenwärtig von großer Bedeutung sei. Der moderne Götzendienst, die zunehmende Bindung an die materielle Welt und an das eigene Ich, sind sehr gefährlich für den einzelnen Menschen und seine gemeinschaftliche Beziehungen in der Familie, in der Kirche und der Gesellschaft. Die Befreiung liegt in der Liebe, wie sie die Bibel versteht.

Ein Gesetzeslehrer stellte Jesus die Frage: „Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?“ Er antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ An der Liebe hängt die ganze Zukunft der Menschheit und der Welt. Unser schlesischer Dichter und Theologe Angelus Silesius (1624-1677), der in Breslau lebte, hinterließ in seinem Gedichtband „Heilige Seelen-Lust“ die bekannten Zeilen über seine Liebe zu Gott: „Ich will dich lieben, o mein Leben, als meinen allerbesten Freund; ich will dich lieben und erheben, solange mich dein Glanz bescheint.“ Wenn wir uns dazu liebevoll unseren Nächsten zuwenden, dann beginnt unsere persönliche und gesellschaftliche Menschlichkeit zu wachsen und zu gedeihen.

 

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