Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bishofsvikar Peter Tarlinski

 

11. Sonntag im Jahreskreis – A

1. Lesung: Ex 19,2-6a
2. Lesung: Röm 5,6-11
Evangelium: Mt 9,36-10,8

Müde und erschöpft
Die Zahl der priesterlichen Berufungen wird in Europa immer kleiner. Die Ordenseintritte sind ebenfalls stark zurückgegangen, besonders in den Frauen-Kongregationen. Für die Diözesen Gleiwitz und Oppeln wurden am 27. Mai 2023 entsprechend drei und acht Priester geweiht. Im kommenden Jahr wird nur jeweils ein Geistlicher für die genannten Diözesen in den Priesterdienst aufgenommen. Umso dringender klingt der Ruf Jesu aus dem Evangelium nach Matthäus: „Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ Ähnlich klingt die Beobachtung des Evangelisten: „In jener Zeit,als Jesus die vielen Menschen sah,
hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Müde und erschöpft scheint die Gesellschaft unserer Zeit zu wirken. Ohne Hirten bleibt die Herde orientierungslos. Sie hetzt hin und her, hier und da, verschwendet ihre Kräfte und bleibt enttäuscht dastehen inmitten der unermesslichen Konsum-Angebote. Der Sinn des Lebens wird (nicht selten) verfehlt.

Fremden Mächten ausgeliefert?
Wird Christus mit seinem Evangelium als Hirte wirklich gebraucht? Jesus spricht im Evangelium von der Vollmacht, welche er den zwölf Aposteln gab, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Er sandte sie aus und gebot ihnen: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ Jesus stellt in den Mittelpunkt des Himmelreichs die sichtbar Kranken und die Leidenden. Christus spricht auch geistige Erkrankungen an. Das, was den Menschen am meisten lähmt und schwächt ist die Angst, die er in sich trägt. Zu Zeiten Jesu hatten die Menschen viele Ängste. Als ihre Ursache wurden Dämonen angesehen. Der Mensch fühlte sich wie fremden Mächten ausgeliefert und von ihnen gequält.

Die Dämonen beherrschen
Wir sind moderner im Denken und dennoch gibt es Angst und Unsicherheiten, die uns belasten. „Angst um das eigene Fortkommen, Angst, zu wenig vom Leben abzukriegen, Angst, Nachteile zu erleiden, Angst, unbedeutend zu sein. Die Angst hört niemals auf. Wo sie mächtig wird, ist sie der eigentliche Motor des Bösen, der Teufel, der die Menschlichkeit verdirbt“, schreibt Pfarrer Bernd Joachim Weckwerth. Dort, wo man das Wort Gottes hört und versteht, es also aufnimmt, da dreht es die „unreinen Geister“ damals und heute um. Es entmachtet selbst in der größten Not die Angst, die uns immer wieder unmenschlich werden lässt. Genauer gesagt: es führt zum „Umdenken“. Wer das vollmächtige Wort Gottes nicht hören will, kann auch, ähnlich wie in Nazareth, kein Wunder erleben und nicht geheilt werden. Wo es aber gehört und aufgenommen wird, wirft es die Dämonen heraus und „salbt“und „heilt“.Daher wirkt das Wort Gottes befreiend, reinigend, stabilisierend und motivierend – auch für die zum Geistlichen Berufenen.

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