Der Kurarzt aus Hessen

Der Kurort Bad Gottschalkowitz in der Woiwodschaft Schlesien ist für seine Heilanstalt bekannt. Viele wissen jedoch nicht, dass Bad Gottschalkowitz seinen Ruhm dem deutschen Chirurgen Wilhelm Wagner verdankt.

Wilhelm Wagner stammte aus einer kleinen hessischen Ortschaft, Wohnbach bei Wetterau. Seine ärztliche Laufbahn startete Wagner als Kurarzt in Bad Nauheim in Hessen. Als Königshütte in Oberschlesien als Stadt gegründet wurde, bewarb sich Wilhelm Wagner 1877 um die Stelle des Oberarztes im Lazarett der Knappschaft. Zusammen mit seiner Familie wohnte er auf dem Dachboden des Krankenhauses und war viele Jahre der einzige Arzt vor Ort.

Mit der Zeit begann er damit, in Königshütte ein modernes Krankenhaus zu errichten, dessen Chefarzt er wurde. 1892 umfasste es bereits das alte Krankenhaushauptgebäude sowie drei neue Pavillons mit insgesamt 400 Betten.

Wagner ließ für das neue Krankenhaus Wasserleitung, Kanalisation, Zentralheizung, eine Küche, ein Badehaus und ein Leichenschauhaus errichten. Es war ein aufwendiges Unterfangen. 1893 wurde außerdem noch ein Seuchenpavillon gebaut. Auf Wagners Initiative hin wurde auch eine Lungenheilanstalt in Loslau und die bereits erwähnte Heilanstalt in Bad Gottschalkowitz, die er für die Mitglieder der Knappschaft errichten ließ, gebaut.

Die von Wagner aufgebaute Gottschalkowitzer Heilanstalt entwickelte sich weiter. Heute gibt es in der Ortschaft zwei Kurkrankenhäuser.

Wagner starb im August 1900 in Königshütte. In seinem Nachruf schrieb Vincenz Czerny, Pionier der deutschen Onkologie: „Wagner hat gezeigt, dass man auch fern von der Universität ein großer Arzt und ein berühmter Chirurg werden kann, wenn man das Talent dazu und das Herz am rechten Fleck hat.“

Die von Wagner aufgebaute Gottschalkowitzer Heilanstalt entwickelte sich weiter. Heute gibt es in der Ortschaft zwei Kurkrankenhäuser, drei Naturheilanstalten und zwei Kurhäuser. Die historischen Heilanstaltsgebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden allesamt renoviert und erfreuen heute das Auge der Besucher. Wilhelm Wagners Idee wird weiterhin verwirklicht.

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