Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Gedanken sind frei

Eigenes Verhalten

Kürzlich habe ich über die gute Situation der nationalen Minderheiten in Ungarn im Hinblick auf die Minderheitenpolitik geschrieben. Nur zwei Wochen nach dem damals erwähnten FUEN-Kongress in Pécs (Fünfkirchen) befand ich mich in Budaörs (Wudersch) bei Budapest auf einer wissenschaftlichen Konferenz des örtlichen Heimatmuseums zum 300. Jahrestag der Ankunft der Deutschen, die wir heute Donauschwaben nennen. Paradoxerweise bezieht sich diese Konferenz als Kontrapunkt auf die Worte des Abgeordneten Ryszard Galla: „Wir dürfen nicht zulassen, dass eine Option, die unsere Gemeinschaft extrem diskriminiert, die nächsten Wahlen gewinnt. Wir dürfen nicht zulassen, dass die deutsche Minderheit so schlecht behandelt wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass 50.000 Kinder in einem Land der Europäischen Union diskriminiert werden.“

Diese Worte weisen zu Recht auf die Gefahr hin, die der deutschen Minderheit im Rahmen der polnischen Minderheitenpolitik droht, die im Vergleich zu Ungarn nicht nur wackelig und konservativ, sondern auch repressiv gegenüber der deutschen Gemeinschaft ist. Es besteht die Gefahr, dass sich die Kenntnisse der deutschen Sprache in der jungen Generation weiter verschlechtern und ihnen dadurch der Weg versperrt wird, tiefer in die darauf basierende deutsche Kultur einzutauchen und sie überhaupt kennenzulernen. Dadurch werden sie in ihrer deutschen Identität geschwächt oder ihrer gar beraubt, es kommt also zu einer Polonisierung. Wir dürfen uns nichts vormachen, aber ich behaupte, dass dies immer noch das verborgene Ziel dieser allgemein unberechenbaren und diskriminierenden Staatspolitik gegenüber unserer Sprache ist, und der Abgeordnete Galla hat Recht, wenn er ein Ende dieser Politik durch die Wahlen fordert.

Die ungarische Konferenz wies jedoch auf einen weiteren Aspekt der Gefahr hin, die den nationalen Minderheiten droht. In den Vorträgen ging es um die Familienbräuche der Ungarndeutschen, ihre Tänze und Lieder, die Kindererziehung und ihr starkes religiöses Leben, das sie von den Ungarn unterschied. Die Vorträge wurden durch Fotos, Museumsstücke und Liedaufnahmen unterstützt. Während der Diskussion stellte ich jedoch die Frage, ob diese Bräuche und die Rolle von Gottesdiensten und Wallfahrten heute noch lebendig sind oder ob sie im musealen Schatten bleiben. Bedauerlicherweise zeigte sich in der Diskussion, dass es kaum noch reguläre deutschsprachige Gottesdienste gibt, dass die Globalisierung die meisten Bräuche aus den Häusern verdrängt hat und was lebendig, weil organisatorisch unterstützt, Tanzgruppen, Chöre und Trachten sind, die auch von den jungen Menschen getragen werden.

Eine der Teilnehmer erklärte traurig, dass selbst die besten festlichen Tanz- und Gesangsfeste die lebendige Weitergabe in der Familie leider nicht ersetzen können, ebenso wie eine Sprache, die zu Hause nicht gesprochen wird, selbst wenn sie bestens beherrscht wird, fremd bleiben wird. Und das hängt nur bis zu einem gewissen Grad von der Politik des Staates, aber vielmehr von uns ab. Wenn wir die Abgeordneten der deutschen Minderheit wählen, vergessen wir dabei nicht unser eigenes, nicht nur politisches Verhalten.

Bernard Gaida

Titelfoto: Jakob Bleyer Heimatmuseum in Budaörs, Ungarn (Foto: Jakob Bleyer Heimatmuseum/Facebook)

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