Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Deutschunterricht in Baden

Acht Studierende der Germanischen Philologie der Universität Ermland-Masuren schliffen dank der Georg-und-Maria-Dietrich-Stiftung zwei Wochen lang kostenlos ihr Deutsch – und zwar in Offenburg (Baden-Württemberg), der Partnerstadt von Allenstein (Olsztyn). Was haben sie dort gelernt?

Zwei Wochen intensiver Deutschunterricht in den Ferien? Für viele ist das eine kaum zu bewältigende Herausforderung, nicht aber für die Studierenden der Germanischen Philologie an der Universität Ermland-Masuren in Allenstein (Olsztyn). Bei einem solchen Kurs waren im Sommer auf Kosten der Georg-und-Maria-Dietrich-Stiftung in Offenburg acht Bachelor-Studierende des besagten Instituts. Sieben sind Studierende das ersten Jahres, einer lernt bereits im zweiten Jahr Deutsch.

Der Kurs fand am „Institut für deutsche Sprache Offenburg“ (ids) statt. Die vormittäglichen Unterrichtseinheiten dauerten von 8:30 Uhr bis 15 Uhr. Darüber hinaus hatten die Studierenden noch zwei Stunden Unterricht am frühen Abend.

„Überaus fantastisch“

Was und wie haben sie gelernt? „Am Anfang hatten wir ein Treffen, bei dem wir in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: weniger und weiter fortgeschritten in der deutschen Sprache. Wir stellten fest, welchen Sprachbedarf wir haben. Danach haben wir diesen Bedarf im Unterricht realisiert. Es gab also viel Konversation, während der wir Themen aus den Bereichen Sprache, Literatur, Psychologie, Film und Sport behandelt haben. Sie waren nicht nur lehrreich in sprachlicher, sondern auch sehr entwickelnd in allgemeiner Hinsicht“, erzählt Wiktoria Faderkiewicz.

Die Allensteiner Studierenden in Offenburg
Foto: Nikola Petuninas

Selbstverständlich gab es auch Unterricht in der unentbehrlichen Grammatik und verschiedenste knifflige grammatikalische Aufgaben, aber „insgesamt war es überaus fantastisch“, sagt Wiktoria. Ihre Meinung bestätigt auch Nikola Petuninas. Warum? „Weil die deutschen Lehrer, die den Unterricht geleitet haben, sehr freundlich, herzlich und hilfreich waren, zum Unterricht verschiedene zusätzliche Materialien mitbrachten und uns geduldig alles erklärten. Sie baten darum, sie mit dem Vornamen anzusprechen, gingen im Allgemeinen an alles locker heran, stimulierten uns aber gleichzeitig die ganze Zeit zur Arbeit“, schildert Nikola ihre Wahrnehmungen.

Abwechslungsreiches Rahmenprogramm

Aber nicht nur für den Unterricht lebten die Studierenden während der zwei Wochen. Sie besuchten unter anderem auch den Bürgermeister von Offenburg sowie die nähere Umgebung, und nahmen darüber hinaus an einem organisierten Ausflug nach Straßburg und zum Sitz des Europäischen Parlaments teil.

Ein weiterer Pluspunkt war die Möglichkeit, Menschen aus der ganzen Welt zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten, denn in derselben Zeit waren noch andere Personen zum Deutschlernen am Institut. „Das waren unter anderem Chinesen, Iraker, Iraner, Russen und Ukrainer, Menschen verschiedenster Berufe und in unterschiedlichem Alter“, zählt Wiktoria auf. Und Nikola, die zusätzlich Stipendiatin der Georg-und-Maria-Dietrich-Stiftung ist, fügt noch den Besuch in der Werkstatt des Malers Martin Sander sowie auf dessen Einladung die Besichtigung einer Ausstellung in einer Kunstgalerie hinzu.

Die acht Germanistik-Studierenden der Universität Ermland-Masuren mit dem Offenburger Künstler Martin Sander (rechts)
Foto: Uniwersytet Warmińsko-Mazurski w Olsztynie

Beide Studentinnen betonen zudem, dass die Begegnung mit der lebendigen badischen Sprache, die sich vom Lehrbuchdeutschen unterscheidet, und mit den Menschen, die sich ihnen gegenüber überall freundlich verhielten, für sie ausgesprochen wertvoll war.

Weitreichendes Engagement

Dr. Alina Jarząbek, Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche Sprache an der Humanistischen Fakultät der Universität Ermland-Masuren, Mitglied des örtlichen Kapitels der Georg-und-Maria-Dietrich-Stiftung und Koordinatorin der Zusammenarbeit, bewertet den Kurs sehr positiv. „Der Kurs, obwohl kurz, brachte sehr viel sowohl für die Ausbildung als auch für das Leben der Studierenden. Er hat ihre sprachlichen Fähigkeiten vervollkommnet, aber auch ihre Selbstständigkeit, Offenheit und Selbstsicherheit gestärkt, und Perspektiven der Entwicklung aufgezeigt, zum Beispiel dass die Europäische Union und ihre Institutionen ein großes Gut sind – und eine Möglichkeit der Arbeit in Reichweite, wenn sie nur lernen werden“, zählt sie die Vorteile des Kurses auf.

Der Kurs, der von der Stiftung vollständig finanziert wird, ist dabei nur eine von mehreren ihrer Initiativen. So hat die Georg-und-Maria-Dietrich-Stiftung in Offenburg schon zum neunten Mal ihren Preis von 250 Euro vergeben – für die beste Diplomarbeit, die von Studierenden der Germanischen Philologie im Jahr 2023 geschrieben und verteidigt wurde. In diesem Jahr wurden für den Preis zwei Bachelorarbeiten und zwei Masterarbeiten nominiert. Die Jury, bestehend aus Mitarbeiterinnen der Lehrstühle für Deutsche Sprache sowie für Literatur und Kultur der deutschsprachigen Länder, erklärte jedoch, dass nur eine der nominierten Arbeiten – eine Bachelorarbeit – die Kriterien des Wettbewerbs erfüllt und die Auszeichnung der deutschen Stiftung verdient habe.

Geschrieben hat sie Klaudia Kwaśnik unter der Betreuung von Dr. Barbara Sapała. Die Arbeit trägt den Titel „Die Märchen der Gebrüder Grimm als Quelle düsterer Geschichten in der Popkultur anhand ausgewählter Computerspiele und Filme“.

Klaudia Kwaśnik aus Allenstein studiert Germanistik an der Universität Ermland-Masuren. Sie hat dieses Jahr die beste Bachelorarbeit geschrieben.
Foto: Archiv

lek, aj

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