Nach einer Umfrage des Ifo-Wirtschaftsinstituts in München nimmt der Anteil der Unternehmen, die in den nächsten drei Monaten die Preise erhöhen wollen, weiter ab. Das Institut erwartet auch einen allmählichen Rückgang der Inflation.
„Die Preise werden aller Voraussicht nach weiter steigen, aber das Tempo wird sich verlangsamen. Die Inflation hat also wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht und dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte abschwächen“, berichtet Timo Wollmershäuser, der am Münchner Institut für Konjunkturforschung zuständig ist. Diese Schätzungen beruhen auf den Erwartungen von Unternehmen, die sich einige Monate später in den Warenpreisen widerspiegeln. Im Vergleich zum Vormonat stiegen diese im Juli um 0,9 Prozent.
Nach Expertenbefragungen hat die hohe Inflation das Konsumverhalten der Deutschen deutlich verändert. Bei Produkten des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten schnallen die Deutschen den Gürtel jetzt enger. Im Falle von Kleidung kaufen sie billigere Produkte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Inflationsrate im Land zum ersten Mal seit der deutschen Wiedervereinigung so hoch ist. Ähnliche Werte traten im Winter 1973/1974 in der alten Bundesrepublik auf. Damals war dies eine Folge der hohen Ölpreise und der darauf folgenden Ölkrise. Der für die Finanzpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wichtige Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), der auf der Grundlage eines durchschnittlichen Warenkorbs berechnet wird, lag in Deutschland im Juli um 8,5 Prozent höher als vor einem Jahr. Angesichts der Rekordinflation in der Eurozone haben die europäischen Währungshüter die Zinsen zum ersten Mal seit 11 Jahren um 0,5 Prozent angehoben.
K. Ś.