Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Schulung hat treue Fans

Nach einigen Jahren Pause gibt es sie wieder: die Sommerakademie für Deutschlehrer in Tempelhof (Niwki). Zwar hatte die Schulung die letzten Male online stattgefunden, aber das ist nicht dasselbe. Das Fortbildungs- und Schulungszentrum in Tempelhof in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Krakau organisierten die von den Lehrern vermisste Sommerakademie in der ersten Juliwoche.


Das Gothe Institut wählte die Referenten, die hauptsächlich aus Deutschland kommen, das Fortbildungs- und Schulungszentrum in Tempelhof rekrutierte die Teilnehmer. Izabela Szczepańska vom Schulungszentrum in Tempelhof freut sich über die Resonanz der Teilnehmer: „Das Goethe-Institut Krakau bietet zeitgleich zwei Sommerakademien an, eine hier bei uns in Tempelhof und eine in Zakopane. Ich hatte ein bisschen Bammel, dass alle Lehrer lieber nach Zakopane fahren würden und wir hier mit leeren Plätzen bleiben. Aber wie es scheint, hat unser Fortbildungszentrum hier in Tempelhof seine treuen Fans. Die Lehrer, die einmal hier waren, kommen auch gerne wieder und bringen Arbeitskollegen mit. Die Plätze waren innerhalb von drei Tagen vergriffen.“

An der Sommerakademie in Tempelhof nahmen 40 Deutschlehrer aus ganz Polen teil.
Foto: Manuela Leibig

Der Unterschied
Die beiden Sommerakademien in Tempelhof und Zakopane dauerten von Montag bis Freitag und beinhalteten vier Workshoptage: „Den Unterschied macht der Mittwoch, der in der Woiwodschaft Kleinpolen ein freier Tag ist. Bei uns aber haben wir vorgeschlagen, Oppeln zu besichtigen. Wir waren im Schlesischen Institut bei der Trachtenausstellung und dann im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der deutschen Minderheit in der Szpitalna Straße, wo wir eine Führung hatten. Viele Lehrer haben gleich einen Termin für das nächste Jahr erfragt, um mit ihrer Klasse das Ausstellungszentrum zu besuchen“, freut sich die Organisatorin der Sommerakademie, Izabela Szepańska.

Das Programm der diesjährigen Akademie war reich an methodischen Workshops, Sprachspielen sowie historischen, kulturellen und landeskundlichen Elementen. Die thematischen Schwerpunkte waren: Kreative Unterrichtseinstiege und Warm-Ups, aktuelle Popmusik im Deutschunterricht, Krimis im Deutschunterricht und Grammatik mit Spaß und Verstand.

Krimis im Deutschunterricht
Sönke Andresen ist Deutschlehrer und Drehbuchautor von Krimis, u. a. für die Serie „Tatort“. In Tempelhof verbindet er seine zwei Leidenschaften und zeigt den Teilnehmern der Sommerakademie, wie Krimis unterrichtstauglich gemacht werden können: „Ich glaube, zuerst sind die Lehrer eher skeptisch, denn wenn man Schüler hat, die auf dem A1 Sprachniveau sind, kann es eher schwierig klingen, einen Krimi im Unterricht einzubauen. Aber wir haben hier Methoden, die man ganz auf ein Anfängerniveau herunter brechen kann. Das Tolle beim Krimi ist, dass es dieses Spannungselement gibt. Auch bei den Schülern – denn ich habe diese Thematik selbst im Unterricht genutzt – ist eine ganz andere Aufmerksamkeit da, als wenn ich jetzt sagen würde, denkt euch eine Geschichte aus und schreibt sie auf. Die Kreativität kann man als Lehrer ruhig etwas steuern. Die Schüler kennen dieses Genre, sie gucken Krimis“, sagt der Workshopleiter.

Sönke Anders: „Die Lehrer hier sind sehr engagiert. Und dass sie in den Sommerferien, in ihrer privaten Freizeit, hier bei der Schulung sind, das habe ich noch nie erlebt!“

Engagement wie nirgendwo anders
Ähnliche Schulungen für Deutschlehrer machte Sönke Anders bereits in vielen anderen Ländern. Doch das Engagement der Gruppe in Tempelhof ist für den Lehrer und Drehbuchautor ganz besonders: „Ich kenne es so, dass sich viele anmelden, und dann kommt nur die Hälfte, oder die Lehrer machen ein bisschen Urlaub und wollen nur ein wenig Input nebenher von mir. Doch die Lehrer hier sind sehr engagiert. Und dass sie in den Sommerferien, in ihrer privaten Freizeit, hier bei der Schulung sind, das habe ich noch nie erlebt! In anderen Ländern laufen ähnliche Schulungen während des Schuljahres, die Lehrer werden beurlaubt für die Schulung“, bewundert Sönke Andersen das Engagement der Teilnehmenden.


Aus ganz Polen
Małgorzata Paszkowiak unterrichtet Deutsch in der Grundschule Nr. 16 in Tarnowitz. Zur Sommerakademie in Tempelhof kommt sie immer wieder gerne: „Es ist sehr schön, wieder hierherkommen zu können, sich mit anderen Deutschlehrern zu treffen, etwas Neues zu lernen.“ Auch wenn es ihre Sommerferien sind, opfert Małgorzata Paszkowiak sie gerne, um sich für ihren Traumberuf immer wieder weiterzubilden: „Für mich ist es auch sehr wichtig, die Freizeit sinnvoll zu verbringen, und die Sommerakademie ist wirklich eine tolle Zeit, wo man viel Neues lernen und sich austauschen kann“, sagt die Deutschlehrerin.

An der Sommerakademie in Tempelhof nahmen 40 Deutschlehrer teil. 30 aus den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien, und 10 aus den verschiedensten Gegenden Polens. So auch Karolina Drzewicka. Sie unterrichtet Deutsch in einem Technikum in Thorn. In der Nähe ihrer Heimatstadt Thorn hat sie kaum Möglichkeiten, an deutschsprachigen Schulungen für Lehrer teilzunehmen. „Es gefällt mir sehr, dass wir Referenten aus Deutschland haben und dass wir hier untereinander auch Deutsch sprechen können, das ist wunderbar. Normalerweise höre ich bei solchen Schulungen eher die englische Sprache“, freut sich die Thorner Lehrerin. Einige Unterrichtsmethoden, die sie innerhalb der Woche gelernt hat, will Karolina Drzewicka bei ihren Schülern des Technikums einsetzen: „Vor allem die zahlreichen Bewegungsspiele möchte ich ausprobieren, da werden die Schüler nicht so schnell müde im Unterricht“, sagt sie.

Manuela Leibig

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