Die Figur der Muttergottes aus Wartha (Bardo) zählt zu den ältesten Sakralschätzen nicht nur ganz Schlesiens, sondern des heutigen Polens. Dies bestätigten Krakauer Wissenschaftler im April diesen Jahres. Ihre Untersuchungen ergaben, dass das Gnadenbild zwei Jahrhunderte älter ist, als bislang angenommen.
Jeden zweiten Sonntag im Juli pilgern Deutsche aus allen Teilen Schlesiens sowie Vertriebene und ihre Nachkommen aus der Bundesrepublik nach Wartha. Dort begrüßt sie der Seelsorger der Deutschen in Niederschlesien, Dr. Marian Arndt OMF, zusammen mit seinem Amtsbruder, dem Seelsorger der Deutsche in der Diözese Oppeln, Dr. Peter Tarlinski.
Zu der Heiligen Messe in deutscher Sprache gehört der traditionelle Opfergang rund um den Altar, der mit der besonderen Verehrung der Gnadenfigur, die aus diesem Anlass vom Hauptaltar auf Augenhöhe der Pilger ausgestellt wird, verbunden ist. Das ist ein wichtiger Moment für die Gläubigen, denn bereits seit Jahrhunderten finden sie Trost und Hilfe bei der wundersamen Gnadenfigur. Die hier stattgefundenen Wunder wurden minuziös in dem sogenannten „Wunderbuch von Wartha“ festgehalten. Dieses befindet sich im Archiv der Basilika und gibt Zeugnis der besonderen Verbundenheit der Schlesier zu diesem Wallfahrtsort.
Das Gnadenbild der Muttergottes von Wartha stammt aus der Zeit, bevor die Zisterzienser nach Wartha kamen, also laut Wissenschaftler etwa aus dem Jahr 1060. Die letzte Untersuchung der Lindenholzfigur hat der Dominikanerpater, Kustos und Konservator Marcin Ciba unternommen. In der Zeitung Gazeta Wrocławska bestätigte er, dass sich das Datum 1060 nicht auf das Entstehungsjahr der Schnitzerei, sondern auf die Materialgewinnung, also das Fällen der Linde bezieht. Bislang wurde das Sakralkunstwerk auf das 12. bzw. 13. Jahrhundert datiert. Das Gnadenbild überdauerte den Hussiten-Einfall, einen Brand und die Reformationszeit in Schlesien. Heute ziert es den Hauptaltar aus dem Jahr 1715.
Ab dem 18. Juni können Pilger im Seitenschiff eine Fotoausstellung über die Krönung des Gnadenbildes im Jahr 1966 besichtigen. Auf 22 Staffeleien werden 44 Fotografien von der Krönungszeremonie präsentiert. Aus diesem Anlass besuchten vor 50 Jahren die Basilika nicht nur die neuen Bürger Niederschlesiens, sondern auch Angehörige der damals bereits anerkannten deutschen Minderheit aus Waldenburg und Breslau sowie Deutsche aus Oberschlesien und Tschechien, wie auch vertriebene Schlesier aus der Bundesrepublik – inkognito. Und wer weiß, vielleicht erkennt sich der eine oder andere noch auf den Fotos der Ausstellung?
Klaudia Kandzia